Was für eine herrliche Oasenzeit heute! Draussen im Garten. Sommersonne! Stille – die von lieblichem Entengeschnatter aus Nachbars Garten begleitet wird. Zauberhafte Morgenmusik. Eine Libelle besucht mich. Bald darauf ein weisser Gaukler - quietschfidel, doch ohne zu quietschen. Das überlässt er einer anderen Kreatur. Insekten blitzen wie Sternchen auf im Gegenlicht der Morgensonne. Ich sitze da und schreibe ins Dankesbuch:
972: Du, Herr, bist unermüdlich am Komponieren da draussen! Deine Poesie ist grösser, erfüllender als jede andere! DANKE!
Dann lese ich im Oasenzeit-Büchlein von Sarah Young „Ich bin bei dir“ den Tagestext. An ihrem letzten Gedanken bleibe ich hängen:
„Gleichgültig, was du in diesem Leben verlieren kannst – du kannst nichts tun, dass du meine Liebe verlierst.“
So verspricht es Gott. Ja, das glaube ich. Das ist und bleibt zu allen Zeiten wahr. Tief und trostvoll wahr. Und doch ist es erst die halbe Wahrheit … Weil es in jedem Beziehungspaar zwei gibt, die gehen, die verlassen können. Ich kann jederzeit etwas tun oder unterlassen, dass diese da seiende Liebe Gottes mir schlicht nichts nützt, obwohl sie da ist. Ich habe immer die Möglichkeit, ja Freiheit – und Fähigkeit – aus dieser Beziehung herauszutreten oder sie schon gar nicht aufzunehmen. Diese total loslassende, respektvolle Liebe besticht mich unbeschreiblich an meinem Schöpfer. Nie zwingt Er mich dazu. Keinen. Keine. Er bietet „nur“ an. Alles. Diese Liebe ist mir grosses Vorbild für alle meine Beziehungsnetze, innerhalb derer ich Lernende, Übende bleibe. Doch ich kann mich am besten Vorbild, was Liebe ist, orientieren: Jesus Christus am Kreuz. Immer wieder neu, nach jeder Bauchlandung, jedem Versagen. Was für ein riesiges Geschenk! Jesus Christus wird Sein Liebesangebot mir gegenüber nie zurückziehen. Nie. Ich hingegen bin nicht gleich verlässlich. Das unterscheidet mich elementar von Ihm. Ich bin und bleibe auf Gnade angewiesen. Ich bin immer diejenige, die geht, die sich von Ihm entfernt. Nicht Er.
Das ist der Grund, weshalb ich all jene Lieder nicht so mag, in denen wir Menschen Gott darum bitten, Er möge uns doch bitte nie verlassen! Ich glaube, da missverstehen wir Ihn – und uns – total. Er wird das nie tun. Wer in die Distanz geht, oder in Distanz zu Ihm bleibt, das sind wir Menschen. Immer. Seine 100%-Aktion am Kreuz, zu sterben für unsere Unzulänglichkeiten, unser Versagen, unsere Schuld, sind letztlich erst 50. Die anderen 50% liegen auf unserer Seite. Exakt, weil Seine Liebe niemanden zwingt. Auch nicht zu seinem Glück oder seiner inneren Befreiung. Gott will keine Marionetten, die einfach nicken, wenn Er am richtigen Faden zieht. Die den Kopf schütteln, wenn Er den Faden dementsprechend manipuliert. Was Er sich wünscht, sind echte, freiwillige Gegenüber. Zum Lieben bereit, und nicht erzwungen. Echte Partner eben.
Ja, so ist es: Es könnte mir jemand für den Rest meines Lebens die Summe meines ganzen noch vor mir liegenden Unterhalts auf mein persönliches Konto einbezahlt haben. 100 % also. Ganz und gar für mich! So lange ich das Geld dort liegenlasse, nützt es mir nichts. Rein-absolut-ganz-und-gar-nichts. Solange ich inaktiv bleibe, sind 100 % doch erst 50 … Die grosszügige Gabe meines Sponsors bliebe unwirksam für mich. Trotz seiner grossen Liebestat könnte ich sinnlos-unnötig verhungern. Einfach, weil ich jenen Schritt nicht tue, der nun mal meine 50% der ganzen Aktion sind. Abheben. Empfangen. Anerkennen. Persönlich in Anspruch nehmen. - Nein, die Moneten purzeln nicht automatisch ohne meinen aktiven Schritt der Annahme des Geschenks im Einkaufsladen in die Kasse.
Ich kann alle Beziehungsangebote fruchtlos liegenlassen, bei Menschen genauso, wie bei Gott. Ich kann auch immer gehen. Aus jeder menschlichen Beziehung heraus genauso, wie aus der Beziehung zu meinem Schöpfer. In den Segen des Beziehungsangebots von Menschen oder Gott komme ich erst, wenn ich mich herzhaft drauf einlasse. Und das ist eine Tätigkeit auf der Seite des Beschenkten. Kein Automatismus. Ich bin und bleibe lebenslang frei, dazu ja zu sagen oder nein. Ohne meine 50% sage ich nein dazu. Ob mir das bewusst ist oder nicht. Mit ihnen JA.
Ich staune Wolkenkratzer, was für ein unglaubliches Risiko Gott mit uns Menschen, seinen Wunderwerken, eingeht, von denen Er jedes einzelne mit einer Liebe liebt, die für uns unvorstellbar und absolut treu ist! In Zeit und Ewigkeit. Seine Treue orientiert sich an Seiner Persönlichkeit, Seiner sich nie verändernden Charakterstärke (Hebräerbrief 13/8) - nicht an meiner. Gott sei DANK entschied Er so! Er ist nicht nur treu, Er ist die Treue in Person - egal, wie viele 100'000 mal ich untreu bin.
Eins meiner Lieblingslieder dazu ist „Abba Vater“:
http://www.youtube.com/watch?v=7BvUkx-qT6w
Deutsch:
Abba, Vater, Deine Lieb nahm das Herz mir ein.
Ohne Deiner Nähe Licht kann ich nicht mehr sein.
Vater halt mich immer fest, lass mich nie allein*.
Dir vertrau ich Tag und Nacht; Vater ich bin Dein.
Französisch:
Abba Père, je veux être â toi seulement.
Et ma volonté soumettre â toi constamment.
Que mon coeur reste enflammé, prês de toi je veux rester.
Abba, Père, je veux être à toi seulement.
Englisch:
Abba, Father, let me be Yours an Yours alone.
May my will forever be, evermore Your own.
Never let my heart grow cold, never let me go,
Abba, Father, let me be Yours and Yours alone.
Text und Melodie: David Bilbrough
* Mit der deutschen Übersetzung tu ich mich etwas schwer. Jedenfalls, was den zweiten Teil der dritten Linie betrifft …
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