Die abgemeldeten Affen. Ja, so ungefähr kommt mir das oft anzutreffende (a)soziale Klima des modernen Menschen heute vor, der mehr und mehr von seiner einmaligen, schöpferischen Lebendigkeit verliert.
„Ich höre nichts – oder nur das, was ich grade jetzt und überall selbst wählen kann - die mitgetragene Musik!“
„Ich sehe nichts – es sei denn das, was ich jetzt und überall grad will – den jüngsten „Top-LAP“ (Lebens-Abschnitts-Partner) auf dem Lap-Top!
„Ich rede nichts – oder nur mit dem, den ich jetzt und überall auf der Stelle abrufen kann – meinen Handyaner!
Kurz und gut: Ich beschäftige mich nur noch mit meiner ganz eigenen kleinen Welt – alles andere um mich herum geht mich nichts (mehr) an. Diese Welt ist zwar noch da – aber eigentlich spüre ich sie schon bald nicht mehr …!“
Gerade sie wäre noch immer unsere eigentliche Welt, speziell für uns geschaffen, für uns ausgedacht, zu unserem persönlichen Entdecken, und nicht zuletzt zum gegenseitigen Wachsen und Werden in aufmerksamer Beziehung zu unseren vielen spannenden Du’s.
„Aber da es keine Kaufläden für Freunde gibt, haben die Menschen keine Freunde mehr. Wenn du einen Freund willst, dann zähme mich….“
… beklagt und rät der Fuchs dem kleinen Prinzen in St. Exupérys Märchen, welcher vielleicht voraus geahnt hat, dass seine Geschichte mit jedem Jahrzehnt immer nur noch wahrer wird. Zähmen, eine zutiefst pädagogische, menschliche Tätigkeit, eine, die Zeit braucht, Geduld und die Fähigkeit, auf eigene Bedürfnisse mal mehr, dann weniger zu verzichten. Eine Tätigkeit auch, die ohne verlässliches DA-SEIN unmöglich ist. „Dasein in Beziehung zu Lebendigem“ meine ich. Nicht zu Dingen, wie Handy, PC und Co., denen Gottes Odem fehlt. Damit rede ich nicht gegen diese Erfindungen. Sitze ja gerade an einem solchen Gerät. Aber ich rede ganz klar gegen das missbräuchliche Einsetzen derselben (z.B. als digitales Kindermädchen) und das unsinnige, vielfältige Zeit verschleudern durch sie. Das macht mir ernsthaft Sorgen.
Ich werde die Vermutung nicht los, dass wir uns auf ganz neue Formen von Blindheit, Stummheit und Taubheit hinzu bewegen. Jener des Herzens, und ahne gleichzeitig, dass der durch somatische Krankheit Stumme, Taube und Blinde noch weit lebendiger ist, als Kinder, welche am Überkonsum von digitalen Medien leiden. So leiden, dass sie ihr inneres Lebendigsein und Wirklichsein gegen öde, sie innerlich ausplündernde Technik eintauschen, ohne sich der verheerenden Folgen bewusst zu sein! Können sie nicht. Wäre unsere Erwachsenen-Verantwortung. Schleichend nimmt das Kind der Postmoderne (nicht allein das Kind) Abstand und Abschied vom lebendigen, lebenswerten, sinngebenden Leben und zieht sich mit schlauen und weniger als halbschlauen Games in sein „Schneckenhaus PC“ zurück.
Wer weiss, ob wir uns nicht in einigen Jahren mit einer neuen Krankheit, dem Neo-Autismus, herumschlagen müssen? Oder sind wir schon so weit? Ich mache keinen Witz, es ist mir leider todernst bei diesem Gedanken und es erfüllt mein Herz mit grosser Sorge. Die Zeit der „abgemeldeten Affen“ ist längst angebrochen.
Als ich jüngst diese letzten Sätze las, erschrak ich sehr: Jene Diagnose, die nun ihre Blütezeit feiert – ist tatsächlich das ASS. Das Asperger-Spektrums-Syndrom. Eine autistische Krankheit … Haufenweise schiessen seit ca. zwei Jahren in den Schulhäusern der deutschen Schweiz Autisten wie Pilze aus dem Boden! Überrunden oder überfliegen die Diagnose ADHS. Wenn uns nur vielmehr interessieren würde, weshalb anstatt dass! Das ist, so fürchte ich, keine Frucht des WIRKLICH-SEINS ...
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