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WIRKLICH werden 4 - Kuscheltier

Es packte mich Wut und tiefe Traurigkeit, als ich letzte Woche folgendes in der Migros entdeckte: einen jener modernen Kandidaten, der augenblitzend und munter fabulierend um die Seelen unserer Kinder wirbt! Er/sie/es hat

einen Pelz wie der ...                              Feldhase
einen Rumpf wie der ...                           Uhu
Ohren wie ein  ...                                    Reh
Füsse wie ein ...                                      Bibeli
einen Gender-Chromosomensatz ...          YZ

Richtig, FURBY heisst das schrille Ding. FURBY spricht fliessend Deutsch, kostet 98 Fr., möchte neuster Weihnachts-Renner werden und lädt die Kinder im Geschäft zuckersüss – strategisch geschickt - dazu ein:

 

„Wähle in der APP einen Namen für mich aus. Je nach Laune werde ich zum Rockstar, zum Ninija, zum Vielfrass, zum Wirbelwind oder zum Girly … Du kannst virtuelle Eier ausbrüten und sowohl Furby-Boom als auch die kleinen Furblinge mit der APP umsorgen …!“

 

Ausbrüten, umsorgen – virtuell!? In Wirklichkeit wäre das Herzenssache, mit Aufwand verbunden, weil das lebendige Gegenüber unbezahlbaren Wert hat. Wen wundert’s, dass Sozialität bei unseren Heranwachsenden zu oft in den Babysöcklein steckenbleibt, wenn sie viel zu früh damit genährt werden?

 

Interessant auf dem Bild: Kette bereits vorhanden, an die Furby (oder sein umnachteter Erfinder) möglichst viele Kinder ketten möchte. Man sieht ihm den modernen Sklaventreiber nicht unbedingt auf Anhieb an. Seine Grässlichkeiten treten sehr subtil auf. Furby spricht ja auch ganz nett … Dennoch ein Sklaventreiber, der offensiv beabsichtigt, unser Jungvolk so früh wie möglich auf sanften Sohlen in die Computersucht zu stossen – zudem von der wirklichen Tierwelt zu entfremden, indem man die Kids mit kläglichen Karikaturen davon umgarnt … Hasen, Katzen, Eichhörnchen, Pferde, Hunde – ach, das ist doch alles Schnee von gestern. Abwechslung macht Freude. Und vor allem sind Furbys Wesen, deren Stall in Sekundenschnelle ausgemistet ist, auf Knopfdruck. Das Zeit-Leistungsverhältnis stimmt nirgends so gut wie am PC! Sogar Stall misten, ohne dass man sich an einen neuen Geruch gewöhnen muss. Als Digital-Kid ist man ja so geruchsempfindlich geworden …

 

Eines steht fest: Furby hilft mit, die kreativen Anteile eines Kindes zu ersticken. Er ist es, der vorgibt, was mit ihm zu tun ist, basta. Wo das passiert, wird die Grundlage für eine sehr manipulierbare Persönlichkeit gelegt. Wer mehrheitlich konsumiert und selten mehr produziert, erschafft, etwas erfindet, stirbt innerlich ab, hat den Weg zum WIRKLICH werden bereits abgebrochen. Die Seele bekommt durch Furby und Co. nicht jene Nahrung, die sie dringend nötig hat, um ein lebendiges, dem Leben zugewandtes Menschenkind zu werden, das sich WIRKLICH und lebendig fühlt. Nur WIRKLICH werdende Menschen entfalten sich zu einem konstruktiven Beitrag in ihrer kleinen Welt und unter uns Menschen. Die andern decken das Feld der Destruktivität ab. Nicht unbedingt freiwillig, das will gesagt sein. Destruktives Verhalten ist meist der Hilfeschrei einer verhungerten Seele.

 

Wollen wir unseren Kindern wirklich solch pervertierte Seelennahrung auftischen? Mich schmerzt es zutiefst, was in diesem Bereich alles erfunden - und innert Kürze IN wird!

 

Wen wundert es ernsthaft, dass immer mehr Kinder mit dem natürlichen Aufwand, der allenthalben in der realen Welt gefordert wird, Riesenprobleme haben. Sie sind an den Knopfdruck gewöhnt, der alles Unangenehme für sie im Nu erledigt. Und das Angenehme kommt auf Knopfdruck angeflogen. Aber so fliegt abends kein Schlafanzug auf ihren Körper, wandert kein schmutziges Geschirr sauber zurück in den Küchenschrank. Die reale Welt ist und bleibt an die Grenzen von Zeit und Raum gebunden, in der wir nichts rum beamen können. Sie fordert von uns eine herangereifte Bereitschaft, Aufwand zu betreiben, um ein Ziel zu erreichen. Die Aufwandsverweigerer, so habe ich es in den letzten zwei Jahren in verschiedenen Klassenzimmern oft erlebt, nehmen erschreckend zu. Das liegt nicht an ihnen. Wir Erwachsenen tragen dafür Verantwortung.

 

Furby trägt zu allem anderen bei als dazu, dass unsere Kinder lebendig und WIRKLICH werden, sich ihren angelegten Gaben entsprechend entfalten. Furby lässt sie in ihrer Seele verkrümmen und verkümmern. Das darf einfach nicht sein. Wir müssen langsamer gehen, uns Zeit nehmen zum Nachdenken und mutig gute Spuren legen. Ich fange an zu träumen …

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