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Lieder leben

Ach, wie ich es liebe, das „Hirschlied“ vom letzten Eintrag! Ja, mit Liedern ergeht es mir ähnlich wie mit Büchern: Sie werden meine Freunde, meine Begleiter. Freunde, die in mir wohnen können, die mich zu neuem Leben, neuem Mut erwecken, die mein Herz zum Hüpfen bringen – oder mich trostvoll umarmen, wenn sich das Leben wieder einmal gar tränenreich anfühlt. Dass ich Lieder singen und leben kann, erfahre ich als grosses Geschenk an mich. Lieder zu leben (sie mit meinem Körper mitzugestalten) ist ein unvergänglicher Schatz aus der Zeit als Junglehrerin. Es war einfach herrlich, mit meinen Schülern das, was wir gemeinsam sangen, mit dem ganzen Körper zu gestalten, ins Lied hinein- und aus ihm herauszuwachsen. Allein schon gemeinsam darüber nachzudenken, wie man nun diese oder jene Strophe oder Passage des Liedes sinnhaft darstellen könnte, war ein so fröhliches, bisweilen gar lustiges Gemeinschaftserlebnis. Und dann ging‘s los mit dem „Lieder leben“. Kostbare Erinnerungen. Ich hoffe, auch für meine Ehemaligen.

 

Leider habe ich zu lange Jahre vom grossen Segen des Singens zu wenig Gebrauch gemacht. Es stand über längere Zeit so manches ziemlich quer in meinem Alltag, dass mir Lieder oft im Hals steckenblieben. Genauer gesagt, ich liess zu, dass das passieren konnte. Hätte durchaus anders entscheiden können.

 

Ungefähr vor einem Jahr war es eins unserer erwachsenen Kinder, Philosoph, der mir die unerwartete und nachdenkliche Frage stellte: „Singst du eigentlich nicht mehr?“ Er war es sich von Kind auf gewöhnt, eine singende Mutter zu haben. Offenbar fiel ihm die plötzlich ziemlich singlose Mutter nicht gerade positiv auf. Seine Frage brachte mich heilsam ins Nach – und Umdenken. Ihm verdanke ich es, dass ich seither wieder fast täglich und von Herzen gerne singe, egal, in was für Lebensumständen ich mich gerade befinde.

 

Singen, Gott entgegen, das ist meine allerbeste Seelenhygiene, die meine Herzensfüsse ein ums andere Mal wieder auf festen Boden stellt, wenn sie sich irgendwie und irgendwohin verirrt haben. Gnade, für die ich herzhaft dankbar bin.

 

Fürs Wochenende grüsse ich mit einem mir tief zu Herzen gehendem Lied vonAndrea Adams Frey. Es deckt auf berührende Weise fast die ganze Bandbreite Leben ab. Mein Herz schwingt einfach mit.

 

Auch wenn ich von ganzem Herzen so lange auf dieser Erde sein und wirken will, wie Gott es für mich vorgesehen hat, weckt dieses Lied in mir eine wachsende, friedvolle Sehnsucht nach meiner Heimat im Himmel, nach meinem guten Hirten, Jesus Christus. Das wird einmal ein unbeschreibliches Heimkommen werden. Das schönste, das man erfahren kann. Was für ein unfassbarer Segen, wenn es dann einmal heisst: „Ziel erreicht, zuhause angekommen, meine liebe Tochter!“ Eine Gnade, um die ich immer wieder bitte, so lange ich hier bin. Denn Stolpersteine gibt es lebenslang genug.

 

https://www.youtube.com/watch?v=DnRcAD34BWw

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