Musste in den vergangenen Tagen weiter über den Umgang mit Gaben nachdenken. Es sei der Umgang des Begabten mit seinen Gaben oder jener des Beschenkten in Beziehung zum Begabten. Beide Seiten stehen jeweils - vielleicht ohne es sich recht bewusst zu sein - in einer bestimmten Herausforderung.
Die Mail jener jungen Frau vom letzten Eintrag hat mich zu diesen weiteren Gedanken angeregt. Danke sehr!
Bereits in jungen Jahren machten sich bei mir in ganz verschiedenen Bereichen vorherrschende Begabungen bemerkbar, worauf ich noch heute oft angesprochen werde, die sich auch weiter entwickelt haben. Spielerischer Umgang mit Sprache, mit Schere, Papier und Farbstiften, fröhliches Trainieren meiner Stimmbänder, ebenso meiner Muskeln (bei Leichtathletik und Eislaufen). An Phantasie mangelte es mit wahrlich nie, womit ich schon damals dann und wann Menschen vor den Kopf stiess. Ohne böse Absicht natürlich. Manchmal ist das gar nicht leicht für mich, mit dem allem, was Gott mir gab, auf gute Weise umzugehen. Okay, das Alter regelt ein paar Dinge wie von selbst . Und doch bin ich noch immer mit vielem gesegnet, womit ich Leben gestalten und in den Dienst anderer stellen kann. Freue mich auch dran. Ich vergesse dabei die Worte von Jesus Christus nicht:
„Wem viel gegeben ist, bei dem wird man viel suchen; und wem viel anvertraut ist, von dem wird man umso mehr fordern.“ (Lukas 12, 48).
Was für eine Verantwortung! Es wird klar, dass ich unterwegs mit meinen Gaben die sehr nahe Nähe zu Jesus Christus brauche. Ebenso das Wachsen in der Gottessicherheit und das mich Verabschieden/Distanzieren von einer irreführenden und von Gott wegführenden Selbstsicherheit. Wachse ich in der Gottessicherheit, dann bin ich mir bestimmt viel schneller und tiefer bewusst, dass ich "nur" Verwalterin anvertrauter Gaben bin und die Ehre schlicht und einfach meinem Geber gehört. Der ewigen Quelle, aus der ich täglich schöpfen und davon an andere weitertragen darf. Dieses innere Bewusstsein, diese wichtige Gnade wünsche ich mir sehr und bitte darum.
Meine naturwissenschaftliche Gehirnecke allerdings, die ist überaus unterbelichtet! Was bin ich dankbar, dass andere darin stark und sehr begabt sind! Ich brauche diese Menschen dringend, um mir durch sie jene für mich weit entfernten und doch so spannenden Welten einigermassen alltagstauglich erschliessen lassen zu können. Ohne sie wäre ich zum Beispiel hierin völlig aufgeschmissen.
Folgendes ist mir bewusst geworden: Wenn Menschen sich über Gaben anderer f r e u e n, dann schafft dies in der Regel N ä h e. Verbundenheit. Die Möglichkeit, einander zu begegnen, miteinander weiter zu wachsen, einander zu ergänzen. Find ich was sehr Erbauliches und Anzustrebendes für zwei Seiten. B e w u n d e r n wir den Begabten aber, schafft es so oft eine lähmende D i s t a n z zwischen Bewunderer und Begabtem. Eine Distanz, die zum Nährboden von Neid werden kann. Wenn es ganz ungünstig verläuft, leider auch zum Gefühl von Minderwert für den darin weniger Begabten führen kann. Beim Begabten umgekehrt zu Stolz, zu Überheblichkeit. Kann nie das sein, was Gott sich wünscht. Dennoch ein wohl recht allgemeines Prinzip im Umgang mit Gaben. Die Bewunderer platzieren den Begabten oft auf eine Art Thron, der für sie unerreichbar zu sein scheint. Ein Thron, der dem Begabten definitiv nicht gehört - ihn höchstens gefährdet, diesen innerlich zu besteigen! Dann ist die Ehre Gottes dahin. Deswegen bin ich so dankbar, dass Gefährte mich bezüglich meiner unterschiedlichen Gaben nicht bewundert, sich aber herzlich an ihnen freut. Bin mir tief bewusst, und das finde ich auch sehr schön, dass Gefährte sehr wohl seine nicht zu unterschätzenden Fussspuren und Fingerabdrücke in mir und meinen Gaben hinterlässt dadurch, dass er mich beherzt mit nachhaltiger, tätiger Liebe beschenkt, die mich zum S t r a h l e n bringt. Dadurch werden Gaben (auf-)geweckt und können sich fröhlich und frei entfalten. Liebe fördert im Andern Gaben ans Tageslicht. GNADE.
Ja, es ist so ...
... gut, dass wir einander haben
Text zum letzten Lied von Manfred Siebald
Refrain:
Gut, daß wir einander haben, gut, daß wir einander sehn.
Sorgen, Freuden, Kräfte teilen und auf einem Wege gehn.
Gut, daß wir nicht uns nur haben, daß der Kreis sich niemals schließt und daß Gott, von dem wir reden, hier in unsrer Mitte ist.
1. Keiner, der nur immer redet; keiner, der nur immer hört.
Jedes Schweigen, jedes Hören, jedes Wort hat seinen Wert.
Keiner widerspricht nur immer; keiner paßt sich immer an.
Und wir lernen, wie man streiten und sich dennoch lieben kann.
Refrain
2. Keiner, der nur immer jubelt; keiner, der nur immer weint.
Oft schon hat uns Gott in unsrer Freude, unsrem Schmerz vereint.
Keiner trägt nur immer andre; keiner ist nur immer Last.
Jedem wurde schon geholfen; jeder hat schon angefaßt.
Refrain
3. Keiner ist nur immer schwach, und keiner hat für alles Kraft.
Jeder kann mit Gottes Gaben das tun, was kein andrer schafft.
Keiner, der noch alles braucht, und keiner, der schon alles hat.
Jeder lebt von allen andern; jeder macht die andern satt.
Gut, daß wir einander haben, gut, daß wir einander sehn.
Sorgen, Freuden, Kräfte teilen und auf einem Wege gehn.
Gut, daß wir nicht uns nur haben, daß der Kreis sich niemals schließt und daß Gott, von dem wir reden, hier in unsrer Mitte ist.
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