Der Ostersonntag klingt in meinem Herzen nach. Vor allem das Thema „leidenschaftlicher Wundensammler“. Im Grunde genommen der Hauptberuf – oder die primäre Berufung – jenes schuldlosen Mannes am Kreuz von Golgatha. Beherzter Wundensammler, weil Er sich zutiefst wünscht, dass Seine Menschen an ihren Wunden reifen, um als gereifte Vernarbte dereinst zur Ermutigung für andere Leidende zu werden. DAS sind Seine tiefen Absichten für und mit uns. DAS ist Seine tiefe Hoffnung für Seine heiss geliebten Geschöpfe, die sich unterwegs auf dieser Erde aus unterschiedlichsten Gründen manche Schrammen zuziehen, nicht allein äusserlich. Wir leben nicht in einer heilen Welt. Weshalb, das ist ein anderes Thema. Aber wir können heiler werden, weil sich Einer zutiefst danach sehnt und alles dafür zu investieren bereit war. Sich selbst - bis hin zum stellvertretenden Tod. Leidende Liebe - liebevolles Leiden. Für Dich, für mich. Für jeden Erdenbürger aller Zeiten. Gnade, die wir wohl ein ganzes Leben lang in ihrer Tiefe und persönlichen Bedeutung nicht vollumfänglich ausloten können. Ihr näher kommen Gott sei Dank schon.
Der Wundensammler ist im Grunde genommen ausgestreckte Gnade für jeden, der es wagt, seine Wunden vertrauensvoll in Seine vernarbten Auferstehungshände zu legen. Was in Jesaja 53/4-5 steht (siehe vorletzter Eintrag), liest sich so leicht und klingt auch sehr gut. Doch, ob oder was diese Worte für mein persönliches Alltagsleben bedeuten, ist eine andere Geschichte. Diese beschriebene Theorie will Praxis werden – mitten in meinem Tag, meiner Geschichte, die mein Leben schreibt. Vielmehr: mitten in meinen Wunden, meinen Verletzungen und Scherben, die zu jedem Leben dazugehören.
Mit dem Herzen lernte ich in den vergangenen Ostertagen wieder etwas tiefer fassen, was es für mich bedeutet, dass Jesus Christus für alle meine Schmerzen – die gehabten genauso, wie die, die noch kommen werden – ausgelitten hat. Für sie damals wund, ja WUNDE aller Zeiten wurde, sie alle vollständig abgelitten hat, damit ich im Heute erfahren kann, wie offene Stellen am Vernarben sind, sofern ich im Vertrauen fasse, was Er für mich tat.
Für Ihn sind diese Wunden eigentlich „Schnee von gestern“. Schliesst nicht aus, dass Er mich nicht trotzdem in meinem heutigen Schmerz so tief verstehen kann, wie niemand sonst. ER aber hat längst durch- und ausgelitten – Er für mich – hat die Wunden in ihrer Destruktivität unwirksam gemacht durch Sein überwundenes Leiden an meiner Stelle. Für Ihn sind diese Wunden - an denen ich mich noch Jahre verbeissen und dabei gar bissig werden könnte – eigentlich nichts anderes mehr als bereitgestellter Müll, den Er in die tiefsten Tiefen des Meeres versenken wird, sobald ich sie in Seine Wundenhände, die gleichzeitig Wunderhände sind, loslasse. Im mutigen Glauben daran, dass sie mein Leben nicht weiter zerstören, sondern Kraft Seiner Gnade ungeahnt bereichern können. Mich und andere. Ja, vernarbte Wunden sind das grösste Potenzial Gottes im Leben Seiner befreiten Kinder, sofern sie Ihm glauben, dass die abgelegten Wunden ihre destruktive Kraft durch Sein vollkommenes Leiden verloren haben.
Das ist wohl der Punkt, an dem wir oft noch kranken: Wir legen zwar unsere Wunden in Seine Narbenhände, ohne wirklich zu glauben, dass wir nun von ihrer destruktiven Kraft befreit sind. Diesen Glauben, dieses Not-wendige Vertrauen bringen wir oft nicht auf –
- weil wir noch immer am Schmerz der Wunden haften bleiben
- anstatt auf Seine vernarbten Auferstehungshände, die lange vor uns dafür durch- und ausgelitten haben, zu blicken …
Ein uraltes Lied: Worauf ich schaue, womit ich mich befasse, das bestimmt mich, lenkt und leitet mein Leben. Richtet mich auf oder drückt mich nieder. Wir wählen mit unserer gewählten Blickrichtung.
Die Narbenhände des Auferstandenen sind das sicherste Zeugnis dafür, dass Er den Tod (die Wunde aller Wunden) besiegt und überwunden, jede destruktive Kraft entkräftet hat. Warum nur wird davon nicht mehr wirksam in unserem täglichen Leben? Warum schleppen wir oft so lange hinter uns her, was eigentlich ins Meer versenkt gehörte?
Der Zweifel, der nie den Absender „Himmel“ trägt, hält den vorhandenen, befreienden Segen auf, vermute ich. Durch Vertrauen allein wird in mir wirksam, was auf Gottes Seite längst als Geschenk für mich bereitliegt. Ja, das tiefe, kindliche Vertrauen in den Gekreuzigten ist sowas wie der Scheck, mit dem ich die grosse Gabe des heiler Werdens abholen kann. Der Zweifel lässt ihn in der Pipeline zwischen Himmel und Erde stecken ... Nicht folgenlos.
Wie aber wächst Vertrauen? Es sei in Beziehung zu Menschen oder unserem Schöpfer. Wie? Meiner Erfahrung nach unter anderem über Dankbarkeit. Das ist kein Gefühl, ahne ich. Vielmehr eine Entscheidung. Je bewusster ich in meinem Alltag nach den kleinsten Geschenken, die mir vor den Füssen liegen, jage, desto grösser wird das Staunen über jenen, der sie mir machte. Es sei ein Mensch oder sein Erfinder. Und je grösser dieses Staunen wird - wächst auch Vertrauen mit. Dieses Staunen kann ich zusätzlich mehren, indem ich mich beherzt mit der Person befasse, nachlese, wo es von Ihr nachzulesen gibt, die mir das Leben schenkte: Jesus Christus, im Neuen Testament.
Plötzlich wird Jesaja 53/4-5 durch Vertrauen abgelöst von seiner tollen Theorie – und wird praktisch. Webt sich in meinen Alltag, in meine Beziehungen hinein. Die tiefen Worte werden zu einem segenvollen Lebenswerkzeug an der Seite meines Wundensammlers und unterwegs mit meinen Mitmenschen. Gnade, in der ich weiter wachsen will.
Song von Laura Story: God of every story
http://www.godtube.com/watch/?v=WWZ7ZPNX
Text:
http://www.azlyrics.com/lyrics/laurastory/godofeverystory.html
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