Das war jetzt ein HOCHGENUSS, dieses Pinguin-Musical, welches ich gestern Abend erleben durfte! Es hat mich fast vom Stuhl gerissen, so hingerissen war ich von der Darbietung der Zweitklässler aus Landquart! Und um ein Haar hätte ich sie verpasst ... Das kam so:
Einer ehemaligen Heilpädagogin, mit der ich am liebsten und effektivsten unterwegs war, als ich noch beruflich tätig war, kam vorgestern Abend während des Putzens die Erinnerung, dass Pinguine zu meinen Lieblingstieren zählen – und so lud sie mich oberspontan per Mail zu dieser Vorstellung ein. Es passte! Und wie! Fühle mich reich beschenkt von diesem Abend gestern.
Enorm, was Klassenlehrerin, Heilpädagogin und Handarbeitslehrerin zusammen mit den Kindern auf die Beine gestellt – und an Fähigkeiten aus den Schülern herausmotiviert haben. Lauter aufspringene Blütenknospen waren an diesem Abend in Aktion! Einfach herrlich! Der Beziehungsdraht zwischen Lehrpersonen und Schülern muss aussergewöhnlich gut und stark sein. Ohne diese Grundvoraussetzung wäre eine solche Darbietung nicht möglich. Unglaublich, wieviel Lebendigkeit, Begeisterung, Sprutz und Freude die Schüler auf die Bühne brachten, die uns Zuschauer schnell erreichte und zum Mitmachen „verführte“. Das Thema, eine Pinguinschule am Südpol, passte prächtig zu ihrem Lebensalltag. Da konnten sie ganz sich selber sein und überzeugend echt in ihre Rollen schlüpfen. Endlich wieder einmal eine Schülervorstellung, bei der Thema und Inhalt des Vorgeführten so wunderbar zum Entwicklungsalter der Schüler passte. Keine Selbstverständlichkeit mehr heute. Mir wird es schwer ums Herz, wenn zum Beispiel Unterstüfler zu irgend einem wilden Teenager-Song auf der Bühne herum hip-hopen. Aus meiner Sicht eine sanfte Verführung, um nicht zu sagen Vergewaltigung der schutzbedürftigen Kinderseele, für die wir Grossen Verantwortung tragen.
Aber das war hier absolut nicht Thema. Im Gegenteil! Alles passte so fantastisch gut zusammen, und ich bin mir sicher, dass die Schüler durch dieses herausfordernde Angebot, ein Musical einzustudieren, eine ungeahnte Menge an wirklich Wesentlichem für ihr Leben und Werden dazu gelernt haben.
- Nicht nur, gut auszusprechen, das auch.
- Nicht nur herzerfrischend zu singen, das auch.
- Nicht nur, eine ganze Menge Text auswendig zu lernen, das auch.
- Nicht nur, diesen herrlich lebendig zu präsentieren, das auch.
- Nicht nur, die Gestaltungskraft des eigenen Körpers neu oder vielleicht zum ersten Mal zu entdecken, das auch.
Vielmehr noch:
- Manch ein Kind ist in dieser langen Zeit der Vorbereitung ganz bestimmt bisher unbekannten, in ihm schlummernden Gaben begegnet.
- Manch ein Kind wird in der Wahrnehmung seiner selbst gewachsen, ja stärker geworden sein.
- Manch ein Kind wird learning by doing erlebt und tiefer verstanden haben, im Herzen drin, dass es fürs Erreichen eines grossen und guten Zieles jeden braucht.
- Überhaupt, dass grosse Ziele erreicht werden können. Erst recht in Gemeinschaft.
- Manches Kind wir erlebt haben, dass keiner weggelassen werden kann. Egal, ob sein Beitrag umfangreich oder genauso sympathisch bescheiden ist. Es braucht einfach jeden und jede, um das hinzukriegen, was ihnen so eindrücklich gut gelungen ist.
- Manch ein Kind wird mit dem Herzen gefasst haben, dass Durchhalten und Dranbleiben Qualitäten sind, die zu trainieren überaus lohnenswert sind.
- Manch ein Kind wird erlebt haben, dass Stunden am Computer im Vergleich zum Einstudieren eines Musicals – eigentlich nichts anderes als Kuhmist sind.
Was bleibt im Leben schon von Kuhmist übrig, ausser der seltsamen Duftnote? Vom Musical aber, da bin ich mir sicher, werden die heute Achtjährigen noch als Achtzigjährige reden. Mit vor Begeisterung glänzenden Oma- oder Opa-Augen und einem Gefühl tiefer Freude, ja, vielleicht sogar Dankbarkeit, dass ihnen Lehrpersonen zur Seite gestellt wurden, die mit ihnen diesen langen, gewiss für alle mega herausfordernden Weg zwischen Planung und Aufführung gegangen sind. Lehrpersonen, die zwar wissen, dass der Kopf wichtig ist und auch sein Futter braucht. Das Herz und die Seele der Kinder aber die weit höhere Priorität haben im Leben und gerade darum mit liebevollem Engagement, Weitsicht und viel Bedacht gehegt, gepflegt und weislich genährt werden müssen. Das haben diese Lehrpersonen zuinnerst verstanden, finde ich.
Ja, das Musical „Pinguin Paul will es wissen“ wird in der Reihe der „Weißt-du-noch-Geschichten“ bei manchem alt gewordenen Schüler dieser Klasse mal einen Platz weit vorne haben. Wer weiss, ob nicht vielleicht zwei, drei von ihnen gerade durch dieses Musical ihrem späteren Beruf näher auf die Spur gekommen sind? Also die Lehrerin, die stand verblüffend kompetent vor ihrer Klasse. Der unkonventionelle Pinguin Paul, der einfach mehr Farben sehen wollte, als nur gerade Grau, schien just von der Schauspielschule gekommen zu sein. Und alle Schüler waren ganz wunderbar putzig watschelnde Pinguine – oder ein allerliebster Albatros. Ich fühlte mich echt am Südpol, inmitten meiner schwarz gefrackten Lieblinge. Mit ihnen zusammen war ich für einen unvergesslichen Abend lang wieder einmal nach Herzenslust - unbefangenes KIND.
Ihr lieben Schüler, euch allen gehört ein ganz grosses, frohes MERCI VILLMAL! Ihr habt mich unbeschreiblich glücklich gemacht. Tief im Herzen drin! Weiter so! In euch steckt ja so viel kostbares Potenzial! Nutzt es! Braucht es! Ich wünsche euch weiterhin Menschen, die mithelfen es zutage zu fördern. Das ist es, was ihr dringend braucht.
„DANKE auch Dir von ganzem Herzen, lieber Vater im Himmel, für diese munteren, richtig zwägen und motivierten Kinder, von denen Du jedes als Original geschaffen hast. Danke sehr für die beherzt engagierten Lehrpersonen, die in jener Weise um ihre anvertrauten Schüler besorgt sind, wie Du Dir das in etwa für sie denkst und sehnlich wünschst. Danke, dass ich miterleben durfte, dass es heute noch gelingen kann, Kindern eine andere, viel umfassendere Begeisterung schmackhaft zu machen, als jene vor der allgegenwärtigen PC-Mattscheibe – welche doch nur zu zunehmender Mattheit und Verkrümmung von Kinderseelen beiträgt, wenn damit nicht verantwortungsbewusst umgegangen werden kann.
Bitte, lass keinen dieser Schüler je vergessen, dass er ein positiver Beitrag an diese Welt ist. Lass sie nie vergessen, dass Einsatz und Dranbleiben tief zufrieden machen, nicht nur sich selbst. Nein, der Lohn ist gross, für viele. Was kann uns Menschen Besseres passieren, als glücklich zu werden durch glücklich machen? Bleib dran bei ihnen. Ich danke Dir. Amen.“
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