P.S. Heute Nachmittag stieg ich zum Balkon hoch, um unsere geschichtsträchtige Spritzkanne an ihren angestammten Platz zurück zu stellen. Das grosse Reinemachen und Umstellen auf der Veranda kann beginnen! Gefährte hat mir seine tatkräftige Hilfe bereits angesagt. Er wundert sich über deine zahllosen Kotgrüsschen auf dem Boden ... An Appetit hat es dir wahrlich nicht gemangelt!
Auf dem Weg zum Balkon bat ich meinen Vater im Himmel, dich doch bald wieder mal bei uns vorbeiziehen zu lassen. Nimmt mich zu wunder, wie es dir geht. Wie ich auf den Balkon trat, rief ich wie gewohnt deinen Namen aus – und flugs wurde mein Kopf hinüber zum Nachbarshaus gelenkt, wo in eben diesem Moment zwei Bachstelzen angeflogen kamen: eine erwachsene schwarz-weisse und eine im grauen Jugendkleid, die aussah, ganz wie du! Seit deinem Wegflug waren es die ersten Bachstelzen, denen ich in unserem Umfeld begegnet bin! Und wenn ich den Zusammenhang dieses kurzen, aber erstaunlichen Teils der Geschichte näher betrachte, werde ich die Ahnung nicht los, dich selbst da oben auf dem grossen Dach herumtrippeln gesehen zu haben. Freudig rief ich zum Dach hinüber: „Pieperchen, Pieperchen!“ „Zilipp-zilipp! Zilipp- zilipp“, erntete ich zu meiner grossen Überraschung als Antwort. Und mir war, als wolltest du tröstend melden:
„Ihr Lieben! Habe den Anschluss an mein Bachstelzendasein gefunden – habt Dank für euren herzhaften Einsatz. Experiment gelungen – Pieperchen restlos glücklich. Bitte, seid es auch!
Kleines Nachwort
Dem einen oder andern Leser mag unsere „Piep-Matz-Geschichte“ etwas fremd, vielleicht auch und eine Spur zu gefühlsbetont, ja sentimental erscheinen. Wir hätten Verständnis dafür - und hüten sie trotzdem wie einen kostbaren, unverlierbaren Schatz. Eines bleibt mir zu wünschen übrig:
Dass unsere überbeschäftigten, leistungsorientierten, ab- und aufgeklärten Schweizer doch hin und wieder einen aussergewöhnlichen Vogel hätten ... Einen Piep-Matz zum Beispiel! Uns vieren jedenfalls hat dieses kleine Häufchen LEBEN ganz neu zum Staunen gebracht und auf stille, unüberhörbare Weise näher zueinander geführt, indem es unsere Herzen auf eines der zahlreichen Wunder Gottes, die völlig unaufdringlich vor unseren Füssen (f)liegen, aufmerken liess und ganz weit öffnete. Einfach wunderbar! Ich ahne:
Es könnte doch einiges wärmer, fröhlicher, einfacher, näher und herzlicher zugehen von Mensch zu Mensch, wenn wir fähiger würden, uns von Glotze und Computerscheibe loszureissen, weil Gott uns durch ein ganz normales Vöglein faszinieren, beschenken - und ein wenig verändern möchte. Innen drin.
Hat Piep-Matz nicht gerade deswegen unsere Herzen erobern müssen?
Katharina Steiner, Juli 2001
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