Gerade hat uns Seerose verlassen. Im offiziellen Deutschkurs stehen Prüfungen an. So gingen wir nach einer gemütlichen Teerunde, in der uns weisse Lilie mit einem süssen Leckerbissen aus ihrem Heimatland beschenkte, fröhlich an die Arbeit. Eigentlich war auch die Teezeit schon "Arbeitszeit". Konversation in ihrer schönsten Form. Seerose fragte mich nach unserer Hochzeit, wie wir in der Schweiz feiern und erzählte von den Hochzeits-Traditionen in Afghanistan. Bald holte ich unsere Hochzeitsalben hervor - und dann schwelgten drei Frauen in Hochzeitsträumen. In solchen, die schon wahr geworden genauso, wie in solchen, die noch kommen mögen.
Dann aber war für Seerose Brief schreiben dran. Den Aufbau eines solchen verstehen lernen und einen fiktiven Brief beantworten. Hausaufgaben für den nächsten Deutschkursmorgen. Wir kamen gut voran. Seerose machte motiviert mit. Und ich realisierte erneut: Es macht so Freude, unangestellt beruflich tätig zu sein! Keine Ahnung, ob ich verständlich bin? Flüchtlinge und Migranten gehören mehr und mehr zu unserem Leben, unserem Alltag. Eine nicht zu beschreibende Bereicherung. Innerlich. Es wär mir nicht möglich, mich auf diese Weise in Fremdlinge zu investieren, wenn ich beruflich angestellt wäre.
Weisse Lilie ist freitags von ihrem Urlaub bei ihrer Familie aus Rumänien heimgekehrt. Sie am Flughafen Basel-Mulhouse zu überraschen, war DIE Wochenfreude für mich. Das wurde es genauso für sie! Ja, für eine Überraschung dieser Art leistete ich mir eine kleine Lüge: "Melde mir einfach, wann du in Landquart eintrudelst. Dort hol ich dich ab. Egal, zu welcher Zeit ..." Als Transportmittel nach Basel und zurück wählte ich den Zug, und so kamen wir zu drei gemütlichen Erlebnis-Austauschstunden, während der Lokführer uns immer tiefer in die Nacht hinein fuhr.
0.45 Uhr kamen wir schliesslich sicher und sehr zufrieden daheim an. Nun sind wir wieder komplett. Was auch Pooh sichtlich zu schätzen weiss. Hat weisse Lilie beinah aufgefressen bei der Begrüssung! Was der nicht alles liebt: Karotten, Datteln, Kiwi, Weisstee à la crème, Kerzenwachs, weisse Lilien ...
Heute Abend wird er nochmals einen Besucher begrüssen können. Gefährte bekommt für zwei Wochen Assistenz in seiner Praxis. Ein angehender Mediziner aus unserem Freundeskreis will Hausarztmedizin mal ganz aus der Nähe - nicht aus der Perspektive des Patienten - kennenlernen.
Es läuft grad viel in unserem Haus. Gleichwohl erlebte ich den bewegten Sonntag sehr ruhig. Freue mich herzhaft, wenn der Raum, der hier bei uns vorhanden ist, kultur- und generationenübergreifend genutzt und geschätzt wird. Empfangende sind längst nicht nur die Gäste.
So ein Leben liebe ich. DANKE HERR, Du Geber aller guten Gaben. Und das sind immer wieder auch Gäste. Du vertraust uns weder Häuser, noch Gaben zum sich erschöpfenden Eigengebrauch an. Teilen ist dir wichtig. Teilen, weil nur Teilen das ist, was sich vielfältig vermehrt ...
Song von Manfred Siebald:
In deinem Haus, Vater: https://www.youtube.com/watch?v=360IOm1Nx5g&list=RD360IOm1Nx5g#t=7
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