17 Tage ist es alt, das Trostjahr 2016. Wie kam ich bloss auf "Trostjahr"? Nun, das ist nicht meine Idee. Der internationale Leitvers fürs jüngste aller Jahre - auch Jahreslosung genannt - ist in Jesaja 66/13 zu lesen. Dieser lautet:
Gott spricht:
„Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet.“
Seit über 280 Jahren werden in der Christenheit Losungen gezogen. Es sei für jeden einzelnen Tag im Jahr oder eben auch ein Leitvers, der international über dem ganzen Jahr steht. Das geht zurück auf Graf Nikolaus L. Zinzendorf, der uns auch einen Liedschatz hinterlassen hat.
Kurz vor Weihnachten machte ich mit dem neuen Jahreslos aus dem Jesajabuch eine eindrückliche Erfahrung. An jenem Morgen sass ich am Computer und las eine Mail, die mein Herz auf der Stelle zerdonnerte. Konnte nicht fassen, was ich da las. Doch bereits während ich las - empfing ich Trost. Jenen Trost, von dem in Jesaja 66 die Rede ist.
"Was für ein Geschenk, Vater, dass Du mich heute nicht alleine im Haus lässt, sondern mich umstellst mit zwei Glaubensgeschwistern!" Weisse Lilie war noch da, die dann abends für einige Tage in ihre Heimat flog. Und ein Arbeitskollege von ihr, ehemaliger Elektriker, hatte sich bereit erklärt, an diesem Tag einige elektrische Aufgaben in unserem Haus zu übernehmen, die wir schon lange vor uns hergeschoben hatten. Unter anderem, unseren im Herbst entdeckten Leuchter fürs Esszimmer aufzumachen. Seit vier Jahren suchten wir nach einem passenden Licht für diese gemütliche Ecke, und nun freuten wir uns riesig drauf. Der junge Mann ging eifrig ans Werk.
Plötzlich stand er vor mir, aös ich recht zerschlagen vor dem Compi sass und er meinte: "Übrigens, hab heute Morgen für weisse Lilie und dich ein Bibelverskärtchen gezogen. Bat Gott um einen passenden Vers für dich und einen für weisse Lilie. Doch ehrlich gesagt - deinen konnte ich dir fast nicht mitbringen. Zuerst wollte ich ein zweites Kärtchen ziehen. Aber dann dachte ich, wozu bitte ich Gott um ein passendes Wort, wenn ich es dann nicht auch mitbringe? Es ist schon etwas heavy, was da steht ..."
Gespannt nahm ich das Kärtchen entgegen und las Psalm 34/19:
Nahe ist der HERR denen, die zerbrochenen Herzens sind,
und die zerschlagenen Geistes sind, rettet er.
oder:
The Lord is close to the brokenhearted
and saves those who are crushed in spirit.
Ich war total ergriffen! Tief berührt von Gott, der mich innert Kürze zutiefst trösten kam durch einen jungen Mann, der treu tat, worum er am Morgen bat. Was für ein reicher Segen und tiefgreifender Trost wäre mir entgangen, wenn er nochmals eine Karte gezogen hätte für mich - und Psalm 34/19 zuhause gelassen hätte ...
Ja, wenige Minuten vorher sass ich zerschlagen und gebrochenen Herzens vor dem PC - und postwendend wurde mir solcher Trost zuteil. Kam zum Staunen nicht heraus. Bis heute nicht. Und diese Worte erlebe ich wie Fels unter meinen Herzensfüssen. Ja, sie sind stark, sie tragen. Sind tiefer Trost, der wärmt und mich befriedet. DANKE HERR!
Wie ich den jungen Mann mit unserem Leuchter hantieren sah, staunte ich neu: Ausgerechnet am Tag einer Hiobsbotschaft wird unser langersehnte LEUCHTER überm Esstisch aufgemacht ... Ja, das Licht, das aus dem Himmel kommt, scheint wahrlich mitten in die Dunkelheit hinein! GNADE!
Abends brachte ich weisse Lilie zum Bahnhof und verabschiedete sie für einige Zeit. NIcht nur freudig. Doch ich gönnte ihr und ihrer Familie das gemeinsame Feiern von Weihnachten und Neujahr von ganzem Herzen. Wie ich zurück kam, betrachtete ich den wunderschönen Leuchter aufmerksam - und staunte erneut: Unter den lichtvollen Kerzen hingen grosse Tränentropfen. Gläserne Tropfen, in denen sich das ermutigende Licht bereits spiegelte ... Einmal mehr begegnete ich dem tiefen geistlichen Geheimnis, dass es Gott ein Kleines ist, Tränen zur rechten Zeit zum Leuchten zu bringen. Den Schmerz zu verwandeln in Freude. Nicht nur in meinem kleinen Leben. Zu Seiner Zeit. Manchmal kann das Jahre oder Jahrzehnte dauern. Nicht immer, wie ich gerade erlebte ...
Das leise, klare Reden Gottes fasziniert und beschenkt mich von Jahr zu Jahr mehr. Möge das Jahr 2016 ein Jahr werden, in dem ich mich immer feinfühliger darauf achten lerne. Gott ist da - nur ich oft nicht. Er ist da, mitten im Schmerz und sehnt sich danach, mich auf Seine oft unorthtodoxe, phantasievolle Weise zu trösten. Diesen grossen Segen zu erleben, wünsche ich jeder Leserin, jedem Leser genauso wie mir in diesem "Jahr des Trostes". Und Trost brauchen wir immer da, wo Schmerz vorausgegangen ist.
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