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Chapeau!

Eben war Seerose, die junge Afghanin, wieder da! Für zwei erfüllende Stunden "Beziehungsdeutsch". Mir kamen die Tränen, als Seerose mir erzählte, sie habe diese Woche einen Besuch im Asylzentrum unserer Stadt gemacht. Ob sie dort Leute kenne, fragte ich sie? Nein, sagte sie, aber sie habe jetzt ein paar kennengelernt. Sie habe einfach einen Besuch machen wollen ...

 

Wow! Seerose, selbst ein Flüchtling, die seit gut drei Jahren mit ihrer Familie in der Schweiz ist, auf herausforderndem Weg ins ungewisse Neue, besucht mutig und allein unbekannte Leidensgenossinnen dort, wo sie selbst einmal war! Welch ein Vorbild des Mitgefühls! Danke HERR! Munter erzählte sie mir von den verschiedenen Frauen, die schwanger seien. Die eine im 4. Monat, die andere im 7. und eine werde wohl bald gebären. Nun wurde ich hellhörig, denn solchen Frauen bin ich dort vor etwa drei Wochen auch begegnet. Ich zeigte ihr ein Gruppenbild auf meiner what's-app-Sammlung - und siehe da: Seerose landete exakt bei "meinen" Frauen!

 

"Du, wollen wir morgen Abend zusammen gehn?", fragte ich Seerose spontan, was nicht minder spontan, gewürzt mit leuchtender Freude im Gesicht, von ihr bestätigt wurde.

"Weisst du, du kannst mir dann übersetzen helfen", fuhr ich weiter. Und Seeroses Freude schien flugs Wurzeln zu schlagen:

"Oh", jubelte sie mir zu, "etwas von meine Traum kommt schon! Ich mechte so gern Ibersetzerin werden ..."

So genial! Fast perfekt! Ich staunte nur noch Wolkenkratzer, wie unser Father@Heaven Programm macht. Programm, für dessen Zusammenstellung ich keine einzige Kalorie, nicht mal eine Sekunde Zeit verbrauchen muss. Nur losziehn, auf Seine vorbereiteten Wege. Das ist alles. Ja, mein Arbeitgeber im Himmel geht sehr Ressourcen-schonend um mit Seinen Kindern! Kilometer lange "Qualitätssicherungen" auf den PC getippt - verlangt Er keine. Sitzungen finden stets "fliegend" statt - im Gebet, das an keinen äusseren Ort und Raum gebunden ist. Und fallen sie mal aus, lässt mein Chef mich nicht hängen. Kann mich dazu gern mit anderen treffen, muss aber nicht.

 

Vor allem kann ich mich mit grosser Freude und Schwung um Sein Kerngeschäft kümmern, ohne vom Qualitätssicherungs-Virus bereits im Vorfeld zur Hälfte aufgefressen worden zu sein.

 

Das Kerngeschäft ist meiner bisherigen Erkenntnis nach "beherztes Leben in Beziehung". In Beziehung zu Ihm genauso, wie in Beziehung zu den Menschen um mich her. Speziell zu jenen, denen Er mich auf unterschiedliche Weise zugesellt hat. So unkompliziert kann oder könnte Leben sein.

 

Zurück zu Seerose: Da sie also auf dem Herzen hat, Übersetzerin zu werden, ist die Artikulation der neuen Sprache doppelt wichtig, dachte ich mir. Und so brachte ich ihr heute unter anderem die Bildung und Aussprache der für Afghanen völlig fremden Umlaute Ä, Ö und Ü bei. Mit Erfolg, über den sie sich herzlich freute. Ich mich auch. Wir achteten bewusst auf Mundstellung, Position des Punktes in der Mundhöhle, an welchem der Laut zum Klang gebracht werden sollte, tasteten mit den Fingern dem Hals entlang, um den Laut besser zu beGREIFEN und versuchten zu erahnen, welche Form die Mundhöhle je nach zu bildendem Laut innen drin annimmt, sobald der Laut richtig erklingt. Klingt vielleicht komplizierter als es war. War nicht allein anstrengend - nein, auch sehr lustig. 

 

Alles fängt klein an, notierte ich im letzten Beitrag. Auch Seeroses erstes Dolmetscher-Praktikum, das morgen Abend starten wird. Bin sehr gespannt, was noch draus werden wird. Step by step.

 

Wie ich es liebe, das unangestellte Berufstätigsein! So glücklich war ich beruflich noch nie, und ich kann überhaupt nicht sagen, dass ich meine bisherigen beruflichen Tätigkeiten freudlos tat. Doch was ich jetzt erlebe, übertrifft alles, was schon war. Das einzige, was im Vergleich zu vorher fehlt, ist Ende Monat der Lohn auf dem Bankkonto. Ich glaube, ich habe einen viel grösseren auf der Himmelsbank. In welcher Form auch immer. Muss ich heute nicht kennen. Reich gesegnet werde ich auch ohne das. Nicht allein ich, und das ist das Allerschönste auf meinem neuen Weg.

 

 

Es ist mir klar, dass aus vielerlei Gründen lange nicht alle Menschen beruflich so unterwegs sein können, wie es mir möglich ist. Zugegeben, es brauchte Mut und Vertrauen in Den, dem ich gehöre. Gleichzeitig glaube ich, dass sich noch manche und mancher in unserer privilegierten Schweiz etwas an kostbarer Zeit für Andere freischaufeln könnten, wenn wir von den Ansprüchen an unseren Lebensstandard etwas wegzumeisseln wagten. Darüber nachzudenken könnte sehr, sehr lohnend sein. Lohnend für weit mehr als nur für jene, die nachdenken möchten.

 

Kinder sind oft mutiger und unbeschwerter als wir Grossen. Auch wenn sie hundert Mal hinfallen.

 

Song: So wie ein Kind (Evelyn Maier)

https://www.youtube.com/watch?v=aTpcYvmaclw&index=4&list=RDfHjafBSarN0

 

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