Immer, wenn ich fast anhaltend damit beschäftigt bin, etwas von meinen persönlichen Siebensachen zu suchen, stelle ich folgendes fest: Mein Herz ist randvoll an Eindrücken und Gedanken, die meinen Kopf leicht zu überfordern scheinen. Dann suche ich immer die selben Sachen: Schlüssel, Handtasche oder Brille ...
Ja, nach so vielen an neuen Erlebnissen und Begegnungen reichhaltigen Wochen scheint mir mein Herz fast zu klein, um alles fassen zu können. Es braucht noch etwas Zeit zum Sortieren und Verarbeiten, bis auch der Kopf wieder souverän mithalten kann.
Noch immer beschäftigen mich die enorm grossen Unterschiede menschlichen Lebensalltags in unterschiedlichen Ländern, wenn ich an meine Rumänienzeit denke. Denke möglichen Zusammenhängen nach. Und natürlich bewgen mich auch die Fragen: Wie gehe ich damit um? Was ist Gottes Sicht meines Umgangs damit? Ehrlich gesagt komme ich mir, was unser äusseres Leben betrifft, hier in Westeuropa ungefähr so vor, wie Andersons "Prinzessin auf der Erbse" ... In mancher Hinsicht sehr privilegiert - und andrerseits irgendwie verweichlicht oder verwöhnt. So ist es wohl auch. Mit so vielen Privilegien zu leben, von Kindsbeinen an, ohne ein Erbsen-Prinzesslein oder Maiskorn-König zu werden, ist alles andere als eine einfache Aufgabenstellung, realisiere ich erneut. Wo liegt meine Privilegierten-Verantwortung? Hier in der Schweiz genauso, wie Menschen in anderen Ländern gegenüber? Eine Frage, die wohl nie fertig gedacht werden kann. Heisst aber nicht, dass ich gar nicht erst mit Suchen nach Antworten (nicht Schlüsseln oder Taschen) darauf beginnen will. Es werden auch diesmal wieder sehr unfertige Antworten sein.
Wenn ich in mein Leben schaue, dann sind die Länder, mit denen ich seit Jahrzehnten verbunden bin und zu tun habe klar: Afrika und Rumänien. Für mich ist das sehr hilfreich, um mich nicht fürs Mittragen in der ganzen Welt verantwortlich zu fühlen. Es wäre endlos. Wüsste gar nicht, wo beginnen. Durch unsere Familiengeschichte, weisse Lilie, die mit uns lebt, und Feunde, die wir schon lange kennen, wird automatisch konkret, für welche Menschen in welchem Teil Rumäniens Gefährte und ich ein offenes Herz haben sollen. Offen dafür: Herz und anvertrautes Gut zu teilen. Wir können uns nur immer wieder von Gott zeigen lassen, was das für uns konkret heissen soll. Wird ein Suchen und unvollkommenes Finden bleiben. Wenn wir nur immer wieder dabei bleiben, uns nicht allein im eigenen Kreis und um die eigene Mitte zu drehen.
Muss immer wieder an die beachtenswerte Knochenarbeit von zwei Freundinnen von weisser Lilie denken, die sich beherzt als kleines Team in einem sehr armen Dorf Rumäniens um chancenreiche schulische Ausbildung für Dorfkinder bemühen. Bin sehr dankbar, dort zu Besuch gewesen zu sein. Als Lehrerin wurde mir schnell klar, welche simplen technischen Geräte sie sehr nötig haben, um ihr "After-School-Training" effizienter, krafschonender und mit mehr Freude gestalten zu können. - Wie gut es doch tut, die eigenen vier Wände und Landesgrenzen zwischenzeitlich zu verlassen, um mitten in den Alltag ferner Völker zu treten. Es wird so manches neu "büschelet" in meinem Herzen.
Lavendel, die in diesem "After-School-Training" arbeitet, hat mir einen inhaltsreichen Gedanken ins Herz gepflanzt, der mich seither täglich begleitet:
WIR SIND SO LIMITIERT, WEIL WIR GOTT SO LIMITIEREN.
Ja, diese Gefahr kenne ich, Gott vorschreiben zu wollen, was Er in meinem Leben noch zulassen darf und was nicht. Vertrauen hingegen lässt eigene Vorstellungen zugunsten der Pläne, die der himmlische Vater für mich bereit hat los. Bessere Lebenspläne gibt es nicht, weil mich keiner besser kennt und tiefer liebt als Er. Will ich sie entdecken? Diesem Vatergott vertrauen? Bin ich bereit, alles Eigene loszulassen, in Seine Hände und zu warten, bis er mir den nächsten Schritt oder "Schneckenzug" zeigt?
Spuren im Sand:
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