.. wartet Gott ganz still auf dich! Zuverlässig, wie ein Fels in der Brandung. Nein, nicht besonders auffällig. Aber treu. Auch schon erlebt? Für mich sind dies Erlebnisse der berührendsten Art. Unvergesslich. Unverlierbar. Gerade gestern begegnete Er mir wieder so ... Ja, solche Erfahrungen wünsche ich auch jenem jungen Menschen innig, der kürzlich zu mir sagte, mit Gott habe er abgeschlossen. Das sei ja so ein Diktator!
Vielleicht war meine Antwort nicht erwünscht. Vielleicht wurde sie auch nicht verstanden - oder war im besseren Fall Saat auf Hoffnung hin? Wie dem auch sei: Weil Gott alles andere als eine diktatorische Persönlichkeit ist, bemühte ich mich doch darum.
Wenn einer ein Diktator ist, so erzählte ich, dann passt das perfekt auf Gottes Gegenspieler. Nicht aber auf Gott. Wie ich drauf komme? Ja, hat denn schon irgend jemand erlebt, dass dieser Feind des Menschen und Vater der Lüge ihn etwa gefragt hätte: "Wie sieht das heute bei dir aus? Erlaubst du mir, dich mit einer Überdosis Alkohol zu vergiften?" Oder: "Liegt es drin, dass ich heute deine Freundin einem anderen Liebhaber unterjuble?" Oder: "Passt es in dein Programm, wenn ich dich morgen in einen wichtigen Diebstahl verwickle?" - Nein, nein, solch vorbereitende Gespräche kennt er nicht, dieser Verderber. Er plant im Versteckten, um dann bitzschnell zum perfekten Schlag auszuholen. Im allergünstigsten Moment - wenn bei Licht besehen der Moment für die Zielscheibe seiner Wahl am ungünstigsten, das Opfer am schwächsten zur Abwehr des Desasters ist. Natürlich! So zwingt er seinen Opfern Willfährigkeit auf. Das merken die selten. Oder zu spät. Perfider geht's nicht. Nun, das ist seine Strategie. Seit Jahrtausenden. Offensichtlich sehr bewährt. Sonst hätte er sie längst geändert ... An Schlauheit fehlt ihm nichts, dem Feind. - Gottes Weisheit aber steht weit über ihr, die jedem dient, der sich auf seinen Schöpfer einlässt. Nicht auf die kläglich versuchte Kopie, deren Existenz noch viel zu oft geleugnet wird. Hör ihn hämisch grinsen, diesen fiesen Kerl ...
Mir persönlich ist der Feind des Menschen noch kein einziges Mal in annäherndem Anstand begegnet. Wie sollte ihm das möglich sein? Er ist der Unanstand in Person! Von Kopf bis Fuss Rebellion. So fing's doch an, damals im Himmel (Jesaja 14/12-17). Grösser sein als Gott- das war seine - das ist noch heute und immer wieder DIE Versuchung, mit der er uns treffen und überwinden möchte. Wer kennt das nicht? Nein, er fragt keinen, ob er gern ein Süchtlein mehr hätte. Er stürzt uns Menschen einfach ungefragt rein in das, was er Vergnügen nennt - und dann doch unser Verderben wird. Das weiss er. Nur oft genug wir nicht ... Das will er - bloss eigentlich wir nicht. Teilweise schreitet er schleichend zur Tat. Dann wieder jäh. In jedem Fall mit viel bedeckter Cleverness und Lügenkunst im Quadrat. Ausnahmslos nur ein Ziel verfolgend: Zerstörung. Zerstörung von Leib, Seele und Geist - und immer wieder von Beziehungen. Das am allerliebsten. Weit vielfältiger, als ich denken kann.
Wie ganz anders der Freund des Menschen, Gott:
"Ich höre dir zu, wenn du möchtest, geb dir gerne einen Rat. Sei dir gewiss, du bist frei. Zur Freiheit hab ich dich geschaffen und berufen. Ich helf dir gern, sie zu finden, wenn du willst. Ich kenne sie gut. Niemand meint es besser mit dir als sie. Nein, Freiheit ist nicht einfach ein toller Wert. Freiheit ist eine Person. Aus freien Stücken liess sie ihr Leben am Kreuz für dich ..."
Ungefähr so geht der Gott, der Himmel und Erde gemacht hat und noch immer erhält, mit seinen Menschen um. Und unaufhörlich will er seine geliebten Menschen vor den listigen Angriffen und gemeinen Versuchungen des Feindes warnen. Bin überzeugt, immer. Durch Umstände, die Stimme des Gewissens, andere Menschen, Engel, Bibelworte, Liedverse, Tiere, Wolkenbilder ... Doch die vielen inneren und äusseren Geräusche unseres hektischen Lebens und unsere oft riesengrosse Distanz zu unserem Schöpfer, verschlucken solche liebevollen Warnungen leider - was man nicht Gott anlasten kann. Auch nicht dem Teufel! Nein, da haben oder hätten nun wirklich wir Menschen die Verantwortung. Es geht um die brennende Frage: "Wie schütze ich mich wirksam vor den listigen Angriffen des Feindes?" Sie muss uns interessieren und wir müssen die Stellen kennen, an welchen wir hilfreiche Antworten drauf bekommen. Wer schliesslich diese Antworten lebt, ist für den Ernstfall gut ausgerüstet. Nur der. Ich weiss, man hört oft sagen: "Weshalb verhinderte Gott denn nicht, dass ich dem Alkohol verfiel? Dass ich mich zu diesem Diebstahl verleiten liess. Oder dass das Flugzeug abgestürzt ist? Wäre doch ein Kleines für ihn. So gemein, dass er nicht eingriff."
Ja, wollen wir Gott denn wirklich zum uns entmündigenden Diktator machen? Soll er uns fernsteuern? Na klar, nur da, wo es uns passt natürlich. Gott soll also überall dort, wo es schwierig und unangenehm wird, unser Leben eigenmächtig steuern, uns behandeln wie Marionetten. Soll uns bitte auch den richtigen Ehepartner auf die Fussmatte unserer Wohnungstür setzen. - Zwischenfrage: Würden wir Seiner Wahl trauen, wenn Er es tatsächlich täte? Könnte relativ realistisch sein, dass sich Seine Wahl nicht mit unserem spontanen Geschmack deckt ... Er kennt uns besser als wir. Auch unsere Zukunft.
Nichts, aber wirklich rein nichts zwingt Gott uns auf. Weder angenehm Leichtes, noch unangenehm Schweres. Er ist ein Gott, der mit engagiertem, grossem Herzen DA ist für jedes Seiner Geschöpfe. Bloss, anwesend sein für Abwesende - geht schwerlich auf, fürchte ich. Dennoch ist Gott zu jeder Zeit bereit, uns Seine weise Sicht der unklaren Dinge kundzutun, wo immer wir sie erfahren und uns dafür Zeit nehmen wollen. Sein Wille steht fest. Für immer. Wegweiser will Er sein.
Wie eine Kompassnadel, die dem Wegsuchenden die richtige Richtung zeigt - ihm aber völlige Freiheit schenkt, sie einzuschlagen oder nicht. Das ist das reine, wahre Wesen der Liebe. Das unschlagbare Wesen Gottes. Mondweit entfernt von einem Diktator!
Bin tief überzeugt, dass Gott grosse Schmerzen kennt, weil Er so viele Seiner Geschöpfe auf gefährliche Wege abdriften sieht, auf denen sie im Grunde nur Schmerz und Wunden sammeln. Das ist das grosse Risiko, das wahre Liebe auf sich nimmt. Ein Risiko, das ihr selber Schmerz bereitet. Doch sie weiss, dass Zwang das beliebteste und verwerflichste Werkzeug des Feindes ist. Davon will Gott als Vater der Liebe vollkommen Abstand nehmen. Er gäbe den Anspruch, Liebe zu sein auf, wenn Er auch nur ein einiziges Mal zu diktatorischem Zwang ausholen würde. Er sucht lauter Freiwillige. Solche, die in völliger Freiheit von Herzen willig sind, mit Ihm zusammen durchs Leben zu gehen. Vertrauen als Basis, dessen Er mehr als würdig ist. Mit Ihm durchs Leben gehen, Seinen Träumen und Gedanken folgend. Bessere, erfüllendere gibt es nicht. Denn besser kennt uns keiner. Tiefer, umfassender liebt uns niemand sonst.
Zurück zum Erlebnis von gestern:
Unser Vierbeiner musste beim "Friseur" geschoren werden. In dieser Zeit verbrachte ich eine gemütliche Zeit mit einem guten Buch in einem netten Café. Die Themen, die dran waren, bewegten mich sehr. Eben, dass es oft sehr schwierig ist, anderen Menschen diesen treuen, geradlinigen Gott ermutigend vorzuleben. Dass Er immer wieder als Diktator und Verantwortlicher unserer Lebensscherben dargestellt und verkannt wird. Finde manchmal keine Worte dafür. Macht mich betroffen, dass das Kostbarste, was ein Mensch haben kann - freundschaftliche Beziehung zu seinem Schöpfer - anderen Menschen so schwierig lieb zu machen ist in unserer noch satten Schweiz. Was ist mein Teil daran? Ich sass da und spürte tiefen Schmerz darüber, den ich in Worte fasste: "Herr Jesus Christus, mir tut das so weh, es macht mich tief traurig."
"Traurig", just bei diesem Wort blieb mein Blick an folgender Wandleuchte, die ich bisher nicht wahrgenommen hatte, hängen:
Staunend, ja fassungslos sass ich da und versank wohltuend aufgefangen in diesen grossen, unerwarteten Tränentropfen, denen ich grad so nahe war. Fühlte mich tief verstanden und - geliebt von einem Gott, der mich so gut kennt und mich im richtigen Moment mit einem tiefen, symbolhaften Gruss beschenkt. Ja, ich empfing dieses Potpourri von Tränen, Krone und Licht als ein unschätzbares, massgeschneidertes Geschenk aus dem Himmel. Direkt aus den Händen meines Gottes - der wieder einmal DA war. Ganz nah. Mitten im Schmerz, den Er glanzvoll aufzufangen wusste. Für den Er viel Verständnis hatte und mich auf sanfte, unbeschreiblich herzliche Weise darauf hinwies:
"Meine geliebte Tochter, ich kenne sie gut, deine Tränen. Häng sie nur alle an meine Krone - und das Licht meiner Gegenwart lässt sie heute schon strahlen und etwas von dem erahnen, was noch aus ihnen werden soll, in der Werkstatt meines Herzens ...
Dein Ewigvater"
Song: As the deer pants for the water (Robin Mark)
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