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Das Bedauern mancher Flüchtlinge

Immer wieder vernehme ich von Flüchtlingen ein und die selbe Irritation:

 

"In der Schweiz ist es sehr schwierig, mit Menschen über Gott zu reden. Komisch. Die wollen das gar nicht."

 

Gerade heute beim Frühstück erzählte mir weisse Lilie erneut von so einem eindrücklichen Beispiel, das sie erlebt hat. Da bemühen sich Flüchtlinge, mit uns Schweizern (oder jedenfalls mit Menschen, die in diesem äusseren Paradies gross geworden sind), nicht nur über die Welt, nein, auch über Gott zu reden - und realisieren sehr schnell, wie abweisend bis irritiert Schweizgewohnte darauf reagieren. Oder müsste man treffender sagen: Wohlstandsgewohnte? Wohlstandsverwöhnte?

 

Eine bedauerliche eine Tatsache, über die auch ich mir schon oft den Kopf zerbrochen habe. So viele Privilegien nutzen wir, die hier gross geworden sind, von Kindsbeinen an. Man sollte meinen, das müsste uns dankbar und froh machen. Seltsam nur, dass ich in manchem Gesicht aus ärmerem Land mehr Licht entdecke ... Oft kommt es mir vor, als wäre Wohlstand die beste Brutstätte von Begehrlichkeit und vielleicht sogar von Unzufriedenheit? Bei so vielen Privilegien dürften es doch gerne noch ein paar mehr sein ... Nimmersatte werden nimmer satt. Ein Blick ins eigene Leben bestätigt mindestens partiell diese Theorie ... Leider. Nein, Verwöhnung tut nicht gut. Man kann leicht fordernd werden dabei. Das ist letztlich, so würde ich behaupten, keine nationale, vielmehr eine allgemein menschliche Geschichte und irgendwie auch Tragik. Denn wenn z.B. Güte, Gesundheit und Erfolg einfach sich selbst zugeschrieben werden, kommt man bestens ohne Gott aus - meint man zumindest, fürchte ich. Jedenfalls eine Zeitlang - die sehr lang sein kann.

 

Wer immer hinter das Geheimnis der Gnade kommt - also, dass nicht eine einzige gute Gabe des Lebens, Kein Sonnenstrahl, kein Regentropfen, auch nicht gesunde Körperkraft, selbstverständlich oder gar Eigenproduktion, geschweige denn ein Recht darauf ist - bewegt sich auf dem Weg der Dankbarkeit. Wer alles Angenehme und Gute sich und seiner persönlichen Leistung zuschreibt, geht auf gefährlichem Weg, vermute ich. Auch wenn ich durchaus zugestehe, dass wir durch Wahrnehmen persönlicher Verantwortung schon einen Anteil daran haben, wie es um unsere Körperkraft und Gesundheit beispielsweise bestellt ist.

 

Und doch: Da sind auch Unfälle, die uns jäh vom Sockel hauen können, den wir uns schleichend gehauen haben. Menschlich betrachtet sehr ungerechte auch. Denke gerade ans kürzliche Beispiel am Gotthard, wo eine gesamte deutsche Familie innert Sekunden im eigenen PW platt- und todgewalzt wurde ... Von den diversen Anschlägen jüngster Zeit mag ich jetzt gar nicht ausführlicher reden.

 

Wir haben das Leben nun mal nicht so im Griff, wie wir vielleicht noch viel zu oft meinen? Wir sind auf Gnade angewiesen, leben von ihr - und im besten und schönsten Falle - das ist meine persönliche Meinung und Erfahrung - leben wir für sie. Denn Gnade ist kein Wert, Ist auch nicht sowas wie Glück. Gnade ist eine Person, die sich voll und ganz schenkt. Von ihr abhängig zu sein ist dann letztlich das grösste Glück, das uns widerfahren kann - wenngleich das nicht heisst, dass das Leben an ihrer Seite immer glatt und easy läuft. Wahres Glück ist keine Momentaufnahme. Wahres Glück ist auf das grösste Ziel, das Menschen je erreichen können, ausgerichtet - und für dieses lohnen sich auch Wege und Zeiten, die man spontan nie gewählt hätte. Ich rede von der Ewigkeit im Himmel, der gegenüber alles Entbehren und Leiden auf Erden, auf der unsere Zeit begrenzt ist, nur ein Klacks ist.

 

Nicht dass ich das immer so sehen oder leben würde. Bleibe Lernende. Wenn ich mitten in einer Lebens-Wüste stecke, möchte ich nichts lieber, als so schnell wie möglich raus. Dennoch entspricht es meiner tiefen inneren Herzensüberzeugung, auch Erfahrung, für die ich Gott sehr dankbar bin: In den Wüsten des Lebens sind reiche, sehr reiche Schätze verborgen ... An ihnen will ich nicht vorbeigehen.

 

Dass das Gespräch darüber in unserem Land weitläufig so harzig bis unerwünscht ist, macht mich immer wieder traurig. Dass hingegen manch ein Flüchtling sein Bedürfnis nach Glaubens- und Lebensgesprächen sehr schnell anmeldet, ist mir eine ermutigende Freude. 

 

Nun stehe ich mitten in den Vorbereitungen einer Afrikareise. Uganda ist mein Ziel, wo ich bei http://www.visionforafrica-intl.org/ wohnen und das Werk, das Maria Prean gegründet hat, kennenlernen werde. Darauf freue ich mich sehr. Gefährte bleibt zuhause, doch er freut sich von Herzen für mich, dass ich den August in Afrika verbringen kann. Kein Wohlstandsland, oh nein! Bin sehr gespannt, was für Erfahrungen ich dort mit Gesprächen über Gott und die Welt machen werde ...

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