Ich traute meinen Augen nicht! So sauber geführte Schulhefte! So klare, gut lesbare Schriften! Klare Strukturen und Ordnung im Heft, bei der man sich bestens zurechtfindet, auch dann, wenn man sich auf einen Test vorbereiten will! Nicht nur bei einem Schüler der Klasse sah das so aus. Den meisten gelang das prima. Ich stand da, schaute den Kindern über die Schulter und dachte: „Solche Heftführung wünschte ich mir bei unseren Schülern in der Schweiz zurück!“ Habe in den vergangenen Jahren sehr viele Schulhefte zu Gesicht bekommen, die an kleine und grosse Schlachtfelder erinnern. Das kann nicht primär an den Schülern liegen. Ich hinterfrage ihre leitenden Personen und deren Prioritätensetzung. Nicht erst seit heute.
Hier bin ich in Afrika. In einer Grundschule die zu „Vision for Africa“ gehört. Eine Schule in einem Fischerdorf, unten am Ufer des Lake Victoria. Fröhliche Kinder, herzliche Lehrer. Heitere Stimmung im Klassenzimmer. Disziplin, die alles andere als nach Drill riecht. Kam mir total sympathisch rüber, fürs Lernen nur förderlich. Mächtig gefreut habe ich mich über die vielen sinnvollen „Wandgemälde“, auf denen viel wertvolles Wissen in Wort und Bild festgehalten wird. Auch das trägt zur bunten Fröhlichkeit und positiven Lernatmosphäre im Schulzimmer bei. Fühlte mich unbeschreiblich wohl hier. Mein Lehrerherz machte grosse Freudensprünge. Innerlich.
Und dann kam die Maisbrei-Pause. Die ganze Schülerschaft stand Schlange vor dem überdachten Raum, in welchem man seinen Maisbrei-Becher fassen durfte. Ein Kind ums andere – bei rund 280 Schülern. Das dauert. Schien dennoch eine heitere Sache zu sein. Ja, ja, da und dort versuchten ein paar Pfiffikusse ein bisschen schneller voranzukommen. Völlig normal. Streit, Aggression – wir nahmen keine wahr ... In der ganzen, langen Schlange nicht. Unsere Gruppe schaute dem Maisbrei fassen etwas von Ferne zu. Wieder diese unverkrampfte, lebenserleichternde Disziplin, die schon im Klassenzimmer aufgefallen ist. Ein besonderer Friede, der von oben kommt, lag auf allem und allen. Schülern, wie Lehrern. Ein Friede, den die Kinder auch sehr gut kennenlernen hier. Ein Friede, der mehr als ein willkommener Wert ist. DER FRIEDE, der Jesus Christus heisst. Er war anwesend, das nahm ich sehr klar wahr. In jedem einzelnen hier. Das wunderbare Oel im ganzen Schulgetriebe ... Unübersehbar nahm ich das wahr. Genauso, dass Er zuhause in unseren Klassenzimmern und den meisten Herzen der Lehrpersonen und Schulleitungen - ausgesperrt wird. Wir meinen tatsächlich, es mühelos ohne Ihn machen zu können.
Beide Versionen haben Konsequenzen. Ich weiss gut, welche ich wählen wollte. Wie ich unterrichten möchte. Wenn ich tatsächlich täte, wie ich es von ganzem Herzen wollte, nötig, ja Not-wendig fände und vor Gott und den Kindern zuinnerst vertreten kann – ich würde in der Schweiz als Lehrerin recht bald gefeuert. So sieht das aus mit unserer Glaubensfreiheit und mit dem Wert oder Gewicht, der unserem christlichen Glauben noch beigemessen wird.
Danach besuchten wir noch die nahe gelegene Blindenschule für jüngere Erwachsene. Die meisten hier sind unterwegs durchs Leben erblindet. Auch Gefährtes Patensohn, der leider grad in den Ferien war. Ja, diese jungen Menschen haben ihr Augenlicht ihrer sichtbaren Augen verloren.
Viele von den Bildungsverantwortlichen in meinem Heimatland sind an ihren Herzensaugen erblindet und können das wirklich Wesentliche fürs Leben nicht mehr erkennen ... Blinde Blindenführer.
Es tut mir sehr gut, hier in Afrika wieder einmal etwas anderes zu erleben, auch wenn mir klar ist, dass es den Himmel auf Erden auch hier nicht gibt. Aber ein Stückchen davon – habe ich heute erlebt! DANKE HERR! Du hast mir sehr viel gezeigt. Nicht nur äusserlich.
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