Was für eine schöne Begegnung! Ich sitze seit einer Stunde im Gebetshäuschen "Emanuel" und geniesse die wohltuende Ruhe und herrliche Aussicht auf den Lake Victoria hinunter. Lese in den Psalmen, denke nach und bin rundum zufrieden.
Plötzlich vernehme ich von weitem eine singende Stimme, die einer Afrikanerin gehören muss. Sie kommt immer näher und erfreut mich. Ich verlasse mein Häuschen, um die Sängerin zu begrüssen und ihr für den ermutigenden Gesang zu danken. Sie strahlt fast bis zu den Ohren hin. „Praise the Lord!“, gibt sie zur Antwort. Ich erkundige mich nach ihrem Namen. „I’m Rosette“, sagt sie bereitwillig und will dann wissen, wie ich heisse, woher ich komme. Es ergibt sich spontan ein Gespräch. Schliesslich stellt es sich heraus, dass Rosette auch Lehrerin ist, etwas weiter unten am Prayer Mountain. Seit sechs Jahren unterrichtet sie innerhalb von "Vision for Africa" Kindergartenkinder. Sie erzählt begeistert von ihrem Beruf und sehr dankbar. Da kommen mir meine Gedächtnisspiele in den Sinn, die ich von zuhause für Afrikaner Kinder mitgenommen habe! Ich erzähle ihr davon und frage sie:
„Rosette, hast du Zeit, mit mir zur Terrasse zu kommen? Dann kann ich die Spiele holen und dir erklären, wie sie gespielt werden? Vielleicht ist das was für deine Schüler?“
Und ob sie Zeit hat. Sie freut sich sehr auf diese Instruktion. Und so gehen wir gemeinsam zum Haus hinauf, plaudern angeregt und freuen uns auf die gemeinsame Spielzeit. Leicht fahrlässig lass ich all mein Material - auch das MacBook – in der Klause liegen ... Dass dies etwas leichtsinnig ist, kommt mir erst im Haus oben in den Sinn. Na ja, hoffen wir, dass da ein Anderer Wachmeister ist.
Rosette ist begeistert von meinem simplen Spiel, bei dem alle Schnecken ihr Haus verloren haben und selbstverständlich wieder eins brauchen. Und wenn dann jede Schnecke ihr Haus bekommen hat, darf ein Spieler die Führung übernehmen und zu den Mitspielenden sagen: „Augen zu!“ Dann stibitzt er einer Schnecke das Haus, fordert die Mitspieler auf,die Augen wieder zu öffnen – und herauszufinden, welches Haus (das genau beschrieben werden muss!) jetzt fehlt? So einfach, gleichzeitig spannend, wenn es in der Gruppe gespielt wird. Abends will sie ihrem Mann davon erzählen. Sie könne es ja gleich mit ihm spielen. Rosette lacht. "Geht nicht!", erklärt sie. Ihr Mann lebt in Europa, arbeitet dort als Krankenpfleger. Er ist Europäer. Und sie wartet auf die Papiere, um ihm nachreisen zu können.
Wie gern schenke ich Rosette das Spiel für ihre Schützlinge. Wie sehr freut sie sich darüber. Wäre sie gesanglos an meinem Hüttchen vorbeispaziert – es wäre nicht dazu gekommen ...
Ich verabschiede mich von ihr, kehre zu meinem Hüttchen zurück – und finde alles so vor, wie ich es unlängst verlassen habe. Danke HERR! Für alles. Du machst Programm! Die besten.
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