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Nach prallvollen Tagen ...

... ist es in unserem offenen Haus wieder ruhiger geworden. Gefährte, weisse Lilie und ich - und schliesslich auch Vierbeiner Pooh - können wieder neue Kräfte tanken. Und das ist auch gut und wichtig. Wir staunen, was alles in acht Tagen an inneren und äusseren Prozessen möglich wurde, unterwegs mit unseren lieben Rumänen von der Strasse. Nicht allein in ihren Herzen. Auch bei uns ist viel Gutes geschehen.

 

SOLI DEO GLORIA!

 

Inzwischen sind unsere Gäste bereits wieder im Heimatland angekommen. Ein Koffer voller Lebensmittel, einer voller Kleider mit dabei. Das anfänglich so sorgenvolle Gesicht von Mama E. hat sich von Tag zu Tag etwas gelöst. Wurde stetig heller. Neue Hoffnung, dass Gott sie nicht vergessen hat, keimte auf, und wir sind zuversichtlich, dass Er auch in RO eine menschenwürdige Wohnlösung für sie bereithält. Denn diesbezüglich fehlt ihnen gegenwärtig alles: Dach überm Kopf, Wärmequelle, Wasser, Strom etc. Und es wird langsam Winter. Mama E muss sich nun als Erstes um eine Zwischenlösung punkto Wohnen kümmern. Derweil beten wir, dass ihr etwas Passables zufallen möge. Bleiben in Kontakt. Step by step gehen wir dieser Wohnfrage zusammen mit anderen rumänienkundigen Menschen nach. Stressfrei und in getroster Zuversicht. Gottes Lösungen kommen selten auf Knopfdruck dahergeflogen. Noch seltener in Mausklick-Tempo. Geduld zu üben wird wohl auch diesmal nötig sein.

 

Sister kam mittwochs auch mit zum Bahnhof, wo wir unsere neuen Freunde sehr herzlich und ebenso ermutigt verabschiedet haben. Durch Sister sind wir ja auf sie gestossen. Immer wieder staune ich, dass Mama E. sich dazu durchringen konnte, gegen den grossen anfänglichen Widerstand, den sie äusserte, doch wieder zurück nach RO zu gehen und dort zu versuchen, ihre grosse Familie durchzubringen. Für mich war das ein Wunder, das Gott in ihr gewirkt hatte. Wir sehen in der Tat nirgends sonst eine bessere Möglichkeit für sie, das Familienleben und Leben überhaupt zu bewältigen, als in ihrer Heimat. So schwierig das für sie auch sein wird. Mama E. konnte nicht zur Schule gehen. Folglich ist sie des Lesens und Schreibens unkundig, was schon im Heimatland eine rechte Erschwernis ist. Wie erst in einem fremden Land, dessen Sprache man nicht spricht - und vieles andere mehr, das komplett fremd ist. Da hilft es wenig, dass das Herz sehr warm und willig zu arbeiten ist.

 

Ja, Mama E. hat mir hingebungsvoll und stets von sich aus alle angefallene Wäsche weggebügelt, die Küche aufgeräumt, ihre beiden Zimmer in Ordnung gehalten, Gartensitzplatz und Eingangsbereich des Hauses flott geputzt. Wo immer sie eine Arbeit sah, die sie gut übernehmen konnte, packte sie eigeninitiativ an und war riesig froh und dankbar, auch handfest zu unserem täglichen Miteinander beitragen zu können. Darüber hinaus hat sie ja kiloweise Äpfel aus dem Garten verarbeitet, damit daraus Dörrobst werden konnte. Plötzlich kam mir die Idee, alles in Knistersäcklein abzufüllen, mit einem netten Satinband zu verschliessen und dann an jene Menschen zu verschenken, die sich von Herzen bereit erklärten, Mama E. und ihre Familie im Blick auf die Rückreise und den schweren Start in RO zu unterstützen. Man hätte ihr Gesicht sehen sollen, als ich ihr davon erzählte! Überglücklich schlug sie die Hände über dem Kopf zusammen und dankte Gott, dass sie einen kleinen, persönlichen Dank an diese Menschen weitergeben konnte, die bereit waren, ihren schweren Start zuhause zu erleichtern. Oh ja, sie war so gerne bereit, die Säcklein abzufüllen und zu verschnüren. Sehr froh tat sie das.

 

Sie hatte zu tun, denn es sind zum Staunen viele, die sich sonntags im Gottesdienst für dieses Projekt erwärmen konnten. Die einen trugen einen Batzen bei, jemand schickte mir ihren Sohn als Spielkamerd für Mama Es. Jüngsten, jemand begleitete mich beim Einkauf für Lebensmittel-Starthilfe, jemand lieh mir Putzmaterial aus, als die älteren Söhne alle meine Fenster putzen wollten, und dann war da noch eine Koffergeschichte, von der ich bald einmal genauer erzählen möchte. 

 

Nein, ich hätte nicht mit einer so engagierten und herzlichen Resonanz gerechnet, als ich letzten Sonntag im Gottesdienst von dieser Familiennot erzählte. Ich hoffte schon, dass ein paar Menschen es aufs Herz gelegt bekommen würden, mitzuhelfen, diese Not zu lindern. Von Jung bis Alt kamen Beiträge auf dem neu eröffneten Konto an. Es war für mich ein tiefgreifendes Erlebnis, eine solche Solidarität und Barmherzigkeit zu erleben, wie es sonntags und noch Tage danach auch verbal der Fall wurde. Viele so positive, sehr herzliche Rückmeldungen. Ein paar andere gab es auch, hat man mir erzählt. Gehört dazu. Damit rechnete ich im Voraus, obwohl es in keiner Weise meiner Absicht entsprach, Menschen mit meinem Beitrag zu brüskieren oder zu verärgern. Mir lag ganz anderes am Herzen. Solches passiert halt einfach. Wir reagieren so sehr verschieden auf Erlebtes. Davon abgesehen gab es sogar Menschen ausserhalb unseres Kirchenkreises, die konkret beigetragen haben, Mama E. und ihre Kinder zu unerstützen. Kann nur staunen und danken - himmelwärts. Und bald einmal noch mittels Mama Es Apfelschnitz-Säcklein 😊 .

 

So konnten wir das, was seit Montag anstand und berappt werden musste, via neuem Konto begleichen und sind dankbar, dass es noch nicht ausgeräumt ist. Denn es stehen wohl noch eine Weile Kosten an (ev. Miete für Überrückungs-Wohnung, Patenschaften für die Kinder, die unbedingt zur Schule gehen sollten), bis dann die Phase anbricht, in der Selbsthilfe für Mama E. und Kinder möglich sein wird oder wir für diese Familie mit einer christlichen Organisation zusammenarbeiten können. Gefährte und ich tragen finanziell auch weiter etwas bei. Alles jedoch wäre für uns allein zuviel geworden. Da sind schon ein paar andere verbindliche Verpflichtungen dieser Art in der Schweiz, in Afrika und in Rumänien. Ich freue mich überaus, dass wir für Mama E. und ihre Kinder so bereitwillig zusammenstehen können und sage allen daran Beteiligten, auch den stillen Mitbetern, sehr, sehr herzlich DANK von meiner Seite her!

 

Mama E. gab mir freudig die Erlaubnis, Bilder von ihr und Co. hier zu veröffentlichen. Freut mich sehr.

 

Wie Christus mir begegnet:

https://www.youtube.com/watch?v=i6acAia9m7g

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