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Was in Berlin geschah ...

 

... ist ein weiterer Auswuchs totaler Gottesferne und Eiseskälte im Herzen eines Täters. Niemand kennt seine Geschichte, niemand seine Wunden, die - mögen sie noch so tief und grässlich sein - eine solche wahnwitzige Tat gleichwohl nicht rechtfertigen können.

Doch ich will gar nicht vergessen, dass dieser eiskalte Täter (und Wunden) in jedem von uns steckt, auch in mir. Wer dies bestreitet, hatte das Glück (es könnte auch Unglück sein), im Blick auf persönliche Grenzerfahrungen noch sehr geschont worden zu sein. Ich jedenfalls habe das Scheusal in mir kennengelernt und bin im tiefsten Herzensgrunde GNADE-bedürftig. Gnade, dass es diese heilsame Gnade gibt, die trägt, stärkt und vor Bösem bewahrt. Ja:

 

"Denn es ist gut, dass das Herz durch Gnade gefestigt wird."

Hebräer 13/9

"It's good for our hearts to be strengthened by grace."

 

Ich meine, es ist nicht allein gut. Es ist dringend für uns, von Gottes Gnade gestärkt und gefestigt zu werden, damit das Scheusal in uns schrumpft und kraftlos wird. Diese Gnade ist auch für diesen wahnwitzigen Täter da. Möge er sie - oder sie ihn - finden. Rechtzeitig. Das wünsche ich ihm von Herzen.

 

Ich will jetzt nicht bei Berlin und der jüngst verübten rohen Gewalt stehenbleiben. Die Medien nehmen sich dieser Tragödie gewiss sehr ausführlich an.

Ich möchte vom Gegenteil schreiben. Von der Freundschaft, weil mir scheint, dass dieses wertvolle Wort im Zeitalter digitaler Medien arg viel Entwertung erlebte. Nicht die Buchstaben natürlich. Aber der Inhalt. So will ich nachdenken: Was ist Freundschaft - und wünsche jedem Leser zum bevorstehenden Weihnachtsfest einen grossen, nostalgisch-hübschen Kratten voll davon. Einen mit Seele, der wärmt. Keinen modernen.

 

 

Von der Freundschaft

 

Was ist Freundschaft?

Freundschaft ist Mut haben,

den andern nicht meine Masken bewundern zu lassen,

sondern ihm Eintritt gewähren ins eigene Herz,

mit all seinen Sonnen- und Schattenseiten,

mit all seinen Freuden und Traurigkeiten,

mit all seinen hohen Zeiten und Bauchlandungen,

mit all seinen geglückten Taten und Zerbrüchen.

 

Freundschaft ist

Zeit haben und Zeit schenken.

Da sein für den Freund.

Nicht etwas machen für ihn - es sei denn einen Fruchtsalat.

Zwei offene Ohren für den Freund, wenn er bedrückt ist.

Nicht einen offenen Mund.

Zwei Arme um die Schultern des Freundes, wenn er leidet.

Nicht Lösungen für sein Problem.

 

Freundschaft

hat weniger mit Tun zu tun.

Viel mehr mit Sein.

Im Freund sein

gemeinsam Brüche, Zweifel und Verzweiflung aushalten,

die wir doch alle haben.

Die wir doch alle sind,

wenn die Masken fallen.

 

Freundschaft

braucht Zeit – auf einem Sofa.

Nicht am Computer.

Sie ist kostbar und nie in Massen zu haben.

Das Facebook lügt.

Freundschaft macht Leben lebenswert.

Das will ich nicht erst

auf dem Sterbebett begreifen.

 

Freundschaft ist

zerbrochenes Brot und ein Becher voll Wein(en).

Zum Teilen gedacht.

Ist eine Person mit weit ausgestreckten Armen.

Verwundet, geschunden, gebrochen – zum Heil und Segen anderer.

Geboren in einer Krippe im Stall zu Bethlehem.

Freundschaft will wachsen.

In unseren Herzen - lebenslang.

 

Sei willkommen,

Du Kind des Höchsten,

und lehre mich

Freundschaft.

Lehre mich Freund sein.

Nicht freundlich tun.

Ja, bitte, lehre mich,

immer mehr werden wie Du, mein bester Freund.

 

KYRIE ELEISON!

 

Katharina Steiner

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