· 

Monolog oder Dialog?

 

Auf schmerzvollem Weg mache ich eine glanzvolle Erfahrung – und ich weiss, darin spiegelt sich Jesu einmaliges Wesen, ja, Seine Gnade und Barmherzigkeit aufs Schönste. Denn:

 

Am Ende

steht nicht der Schmerz

und das Leiden. 

Am Ende,

das zum neuen Anfang wird,

stehst Du, HERR. 

Du sammelst Tränen

als Vorboten

von Perlen.

 

Katharina Steiner

 

Oft sass ich in vergangener Zeit in stockdunklen Seelenlöchern. Da, wo Schmerz und Angst die diktatorischen Regenten sind. Viele Menschen lernen diese Löcher kennen. Gerade weil ich sie kennenlernte, lernte ich auch etwas ganz anderes, Wunderbares kennen. Nicht gleichzeitig. Mit Verzögerung. Ziemlich zufällig. Ungeplant. Unverhofft auch – und werde immer gesegneter dadurch.

 

An einem Tag, an dem ich wieder einmal aus dem dunklen Seelenloch heraus gekraxelt war, setzte ich mich, innerlich sehr hungrig nach Lebensbrot, an den Computer und fing mit meinem Gott zu reden an. Nicht wie sonst. Kein Monolog also. Davon hatte ich so genug. „Ich tu’ jetzt mal so, mein lieber Sir Jesus, als würdest Du mit mir zusammen auf dem Sofa sitzen. Als würden wir zusammen ein richtiges Gespräch führen.“ Und dann fing ich zu schreiben an. Ich erzählte meinem Gott von meinem Schmerz – und hörte Ihm zu, was Er mir dazu erzählen möchte. Wow, das wurde eine der kostbarsten Sternstunden meines Lebens an Gottes Seite!

 

An einem solchen Gespräch möchte ich euch Leser gern teilhaben lassen. Wer weiss, vielleicht macht es dem einen oder andern Mut, sich auch auf Dialoge mit unserem Schöpfer einzulassen? Nicht für jeden ist das Schreiben das Dialogmittel. Für den einen mag es das Dialogsingen, für den andern das Dialogmusizieren, wieder für andere das Dialogmalen sein ... Das Mittel ist nicht die Hauptsache. Wovon ich aber je länger je überzeugter bin: Gott sucht den Dialog zu uns. Nicht einen lebenslangen Monolog unsererseits.

 

Hier ein Gespräch mit Sir Jesus:

 

Jeden Morgen, wenn ich erwache, erfüllt es mein Herz mit Wärme, tiefer Zufriedenheit und Dankbarkeit darüber, dass Du mich so sehr liebst, Sir Jesus! Etwas fängt sich in meinem Innern zu festigen an: Die Tatsache, von Dir tief geliebt zu sein, wird immer natürlicher. Etwas, was längst im Kopf gelandet war, ist seit diesen intensiven Dialogen fast unmerklich ins Herz gerutscht und befriedet mich ganz fest. Die Sicherheit in Dir wächst spürbar, was ein ganz grosses Geschenk für mich ist. Ja, dass ich Deine persönliche Liebe zu mir sozusagen mit den Händen greifen, nehmen, fassen kann – danach sehnte ich mich schon sehr lange. Kannte meine persönliche Liebe zu Dir recht gut. Aber Deine zu mir blieb irgendwie im Kopf stecken. Ich glaubte ihr – und doch schien sie oft recht weit entfernt von mir zu sein. Übers Dialogschreiben ist es möglich geworden, ihr sehr, sehr nahe zu kommen. Immer näher. GNADE, unbeschreibliche Gnade! Danke sehr, Sir Jesus!

 

Mein Blick ruht strahlend auf Dir, liebste Tochter des Mutes!

 

Tochter des Mutes? Was meinst Du damit?

 

Na ja, es hat Dich doch einiges an Mut gekostet, dich darauf einzulassen. Nicht wahr?

 

Am Anfang schon. Aber weil Du im Grunde mein Mut bist, Mut in Person von der ich lebe, wagte ich’s. Wenn zuerst auch zaghaft. Weißt Du, lieber Sir Jesus, bevor ich es wagte, hatte ich einen ziemlichen Zweifel.

 

Wie heisst er?

 

Stammen denn die Worte, die in Rotbraun geschrieben sind, wirklich aus Deinem Herzen? Sind sie nicht meine Phantasie, meine Dichtung? Gleichzeitig dachte ich in letzter Zeit immer öfter darüber nach: Wenn Du mein bester Freund bist – was Du definitiv sein willst - dann kann es doch nicht Dein Interesse sein, Dir mein Erdenleben lang meine Monologe anzuhören ... Ich würde ja verrückt, wenn das in Beziehung zu Gefährte mein Los wäre!

 

Wohlüberlegt, meine Liebe. Sehr viele meiner Menschenkinder bleiben dort stecken, wo Du lange stehenbliebst – und sie haben keine Ahnung, wie unbegreiflich gross mein Bedürfnis nach regem Dialog mit ihnen ist. Wie bedauernswert, für beide Seiten. Ein guter Freund sucht von ganzem Herzen den Austausch mit seinem Gegenüber, jeden Tag neu. Denn er wünscht sich nichts sehnlicher, als dass diese Freundschaft wächst.

 

Es war ja nicht so, dass ich Dich nie in meinem Alltag erlebte, oh nein. Aber diese neue Nähe, diese Intimität, die eben nur mit wahren Freunden möglich ist – die erlebte ich bisher nicht. Ich suchte Deine Antworten nicht im direkten Gespräch. Suchte sie vielmehr in Situationen des Alltags, beim Lesen in der Bibel, erlebte schon viele Gottfälle, die ich als Dein Reden wahrnahm. Aber mit Dir ein Gespräch führen, wie es mit Gefährte möglich ist – darauf bin ich sehr, sehr lange gar nicht gekommen, weil ich dachte: bei Gott unmöglich!

 

Wo ich doch in der Bibel bezeuge: Bei Gott ist kein Ding unmöglich!

 

Ich weiss gut, Sir Jesus, aber ich habe es mein Lebtag nötig, dass Du in mir Grenzen sprengst, die mir in Beziehung zu Dir im Wege stehen. Du kamst mir vor wie Daddy Longlegs*, den man zwar lieben kann, weil man weiss, dass er gut für einen sorgt, ihn aber nie zu Gesicht bekommt und nie anfassen kann. Ein Gönner aus der Ferne. Irgendwie so. Und dann sind nun mal nur Monologe möglich, schloss ich fehl.

* Daddy Longlegs oder "Daddy Langbein" = ein bezaubernder Roman von Jean Webster (ein Waisenkind bekommt einen Sponsoren, den es aber nie zu Gesicht bekommt)

 

Ja, das war wirklich ein Fehlschluss. Du ahnst nicht, welche tiefe Freude mir das Gespräch mit dir macht – gerade weil ich längst weiss, wie sehr es Dich stärkt, in meiner Liebe festigt und durch die Tage und Nächte trägt.

 

Ja, genauso erleb’ ich es: Deine Liebe sitzt nun tief in meinem Herzen, was eine noch nie dagewesene Wärme und tiefe Freude an dieser wichtigsten Realität meines Lebens auslöst. Es sei vor dem Einschlafen, beim Erwachen und genauso tagsüber. Das Geheimnis des „Christus in mir“ wird immer lebendiger, erschliesst sich mir stets etwas besser, wird zunehmend griffiger.

 

Was für eine Herzensfreude für mich, geliebte Tochter des Lichts! In Dir ist es wahrlich hell geworden! Und wie steht es jetzt mit Deinem Zweifel an meinen Worten?

 

Ach weißt Du, Sir Jesus, es ist in vergangener Zeit immer natürlicher geworden, auf diese Weise mit Dir Beziehung zu pflegen, dass ich kaum mehr über die Zweifel nachdenke. Ausserdem, wenn ich bedenke, was Du mir im Blick auf Weihnachten alles im Voraus erzählt hast – und wie es dann ja gekommen ist, kann ich nur staunen über Dich! Ehrlich gesagt dachte ich im Voraus mal darüber nach, wie ich mit dem Ganzen umgehen würde, falls sich diese Weihnachtsgeschichte total anders entwickeln würde ...

 

Und dann? Wie gingst Du mit dieser Infragestellung um?

 

  • Ich entschied mich erstens fürs Vertrauen.
  • Zweitens erlebe ich ja laufend, dass ich nie ein Konzept fürs Schreiben habe, lediglich ein Thema auf dem Herzen, das ich mit Dir besprechen möchte, ohne die geringste Ahnung zu haben, was dann schliesslich draus wird und wo wir zusammen landen. Genauso, wie in den Gesprächen mit Gefährte eben. Das erleichterte mir das Vertrauen, dass die rotbraunen Worte Deine Worte sind, sehr.
  • Drittens gehe ich im Bewusstsein ans Dialogschreiben, dass Du es bist, der mich bewohnt, der mich führt und leitet. Auch in meinen Gedanken.
  • Viertens bleibt die Bibel der Massstab, an dem ich hinterher grösstenteils messen kann, ob Rotbraun Deiner Persönlichkeit, Deinem Wesen entspricht oder nicht.

 

Du machst es Dir nicht einfach, prüfst genau und auf verschiedene Weise. Das freut mich sehr. Wenn Du davon anderen Menschen erzählst, wird es ihnen dienlich sein. Es wird sie ermutigen, auch zum Dialogstift zu greifen. Oder zum Gesangbuch, Zur Gitarre, zu Kohle- oder Farbstiften. Wie sehr mich das freuen würde, meine geliebte Tochter des Vertrauens.

 

Danke Dir für diese Blume! Tochter des Vertrauens? Vertrauen in Person bist Du, und davon lebe ich. Natürlich sind unsere Gespräche nicht die Bibel. Das unterscheide ich klar. Doch es sind eben unsere höchstpersönlichen Gespräche der Freundschaft. Einer Freundschaft, die auf diese Weise deutlich besser weiterwächst, als ich es bisher erlebte. Genauso, wie bei einer Freundschaft unter Menschen. Fehlende Gespräche schaden ihr. Offene und häufige Gespräche fördern sie.

 

Wie schön Du das beschreibst. Hast Du noch eine Idee, weshalb unsere Freundschaft nun besser wächst als vorher?

 

Nun, ich denke, es liegt ja nie auf Deiner Seite, wenn Freundschaft langsam wächst. Ich bin es, die dem Wachsen im Wege steht - oder eben nicht. Hat gewiss mit dem Grad meines Vertrauens in Dich zu tun. Gerade dieses Vertrauen ist in letzter Zeit sehr gewachsen. Im Dialog mit Dir eben. Ich erlebe Dich nun viel näher, unmittelbarer als bisher. So als wärst Du für mich sichtbar, greifbar. Wirklich als besten, wichtigsten, nächsten Freund eben.

 

Deine Beobachtungen sind so klar und treffend. Wie sehr mich das alles beglückt, denn Du wirst immer glücklicher oder seliger oder friedvoller auf diesem Weg. Und das wird Dein Innerstes stärken! Nichts weniger wünsche ich Dir – und im Grunde allen meinen Menschenkindern.

 

Ja, ich glaube Dir. Bin überaus dankbar, dass Du mir wagen halfst. Denn ohne Dich ist mir nichts wirklich Gutes möglich. Du, liebster Sir Jesus, das unvergängliche Glück meines Lebens, lebst in mir und ich durch Dich. Grössere Gnade gibt es nicht! Ein besseres Team auch nicht! Auf zu einer wachsenden Freundschaft in regem Dialog!

 

AMEN! Und gute Ruhe, unter dem Schutz meiner Euch bergenden Flügel!

Kommentar schreiben

Kommentare: 0