... auch wenn sich genügend Gründe aufdrängen möchten, mit gesenktem Haupt durchs Leben zu gehen. Ich will aufschauen, himmelwärts - und tanzen!
Gestern Abend, während Gefährte einen Männerabend genoss, hatte ich Frauenbesuch. Im kleinen Rahmen zu zweit waren offene Gespräche über verschiedenes, das mich beschäftigt möglich. Hab nämlich wieder einmal eine Christenkrise – was alles andere als eine Christuskrise ist. Gott sei Dank! Vielleicht ist es ganz einfach auch eine Menschenkrise? Ein Betroffensein darüber, wie wir Menschen immer wieder miteinander umgehen – oder einander immer wieder umgehen, anstatt uns aufeinander einzulassen. Vor allem dort, wo es vielleicht wirklich sehr wichtig und gegenseitig hilfreich wäre? Um wachsender Barmherzigkeit und Liebe willen. Das aber klappt für mein Empfinden zu oft zu schlecht, bis gar nicht. Hat mir auch der vergangene Abend erneut aufgezeigt.
Erfuhr von meinem Gegenüber manches, was anderen Menschen (Namen wurde keine genannt) an mir zu schaffen macht. Ist jetzt gelinde ausgedrückt. Könnte auch sagen, was sie an mir stört, ärgert, sie so daneben finden. Mein Besuch wusste deutlich mehr als ich. War spannend zuzuhören. Hatte ein paar Aha-Erlebnisse, die mir das Eine und Andere besser einzuordnen und zu verstehen halfen. Für mich persönlich, aber auch ganz allgemein. So auch: Wenn A mit B über C spricht – über alles, was einen an C stört, aufregt, ärgert, nervt – darüber aber noch nie mit C gesprochen hat, kommt vielleicht nicht nur Sand ins Getriebe einer Gemeinschaft oder Kirche, sondern Kies und Schutt, der sich anhäufen kann, bis man sich gar nicht mehr sieht - und vielleicht im Extremfall zu hassen beginnt. Keine wünschenswerte Entwicklung unter uns Menschen. Doch wenn C nicht weiss, was A an ihm stört, B aber bestens im Bild ist, ist kaum eine andere Entwicklung möglich. Es sei in der Familie, am Arbeitsplatz oder in einer Kirche. Wenn dann C noch abgeurteilt und verworfen wird, bevor man vielleicht auch nur mal eine halbe Stunde alleine mit ihm verbracht hat, um es wenigstens ein bisschen aus der Nähe kennenzulernen, schüttet sich Schutt im Doppelpack auf, befürchte ich. Ein altes, uraltes Lied in Moll, das wir Menschen, weiss der Kuckuck weshalb, bis heute liebend gerne singen. So jedenfalls erkannte ich es gestern Abend wieder. Nicht, dass mir solch ein zum Himmel schreiender Umgang mit Menschen noch nie passiert wäre. Leider ja. Es wird mir wohl wieder einmal passieren. Nicht löblich, doch einer der vielen Beweise dafür, wie gnadebedürftig ich nun mal bin. Auch eine Hilfe, meine verschiedenen A's nicht zu verurteilen. Je kritikfähiger Menschen sind, desto leichter fällt es mir, den direkten Weg von A zu C zu wählen. Je schwächer ich Kritikfähigkeit beim Gegenüber wahrnehme, desto schwerer fällt mir der direkte Weg spätestens nach dem dritten Versuch. Wie auch immer, was ich auf keinen Fall möchte ist, dass solcher schiefer Umgang mit Menschen eine Grundhaltung meines Herzens wird. Dazu kann ich mich entscheiden. Habe ich längst getan und erfahre viel treues und hilfreiches Erinnertwerden durch Christus, dessetwegen ich keine Krise habe. Im Gegenteil. Er ist meine allerbeste, liebevolle, fadengerade Orientierung durchs Leben. Auch wenn diese nicht selten über Umwege zum Ziel führt.
Dass man sich an vielem, was zu meiner Persönlichkeit gehört, stören kann, ist mir seit Jahrzehnten vertraut. Und da könnte manch ein Leser eine sehr ähnliche Story erzählen. Es geht um eine allgemeine Erfahrung unter Menschen, die ich heute in Worte fasse, auch wenn ich dabei von mir erzähle. Von wem sollte ich sonst? Von A vielleicht?
Also: Die einen mögen und schätzen gerade dies sehr an mir, worüber andere nur den Kopf schütteln und in Distanz gehen. Wohlverstanden, ohne, dass Letztere je mal privat Zeit mit mir verbracht hätten. Dazu gehören: Meine spontane Art, meine Transparenz und Offenheit, meine grosse Liebe zur Wahrheit, meine Leidenschaft, in die Tiefen des Lebens vorzustossen, meine Art einen Gottesdienst zu moderieren, mein Temperament, meine Klarheit in Wort und Gedanken, ja, sogar, wie ich mich bewege und immer wieder auch die Tatsache, dass ich Lieder nicht nur singe, sondern sie voller Freude und innerer Freiheit lebe, gestalte - nicht nur allein zuhause. Auch in der Kirche. Dabei werde ich selbst zum Lied, was eine so berührende und nahe Erfahrung des Gesungenen und mit Sir Jesus ist. - All das sind unter anderem Eigenschaften oder Eigenheiten von mir, welche diejenigen, die mich näher kennen, allermeist sehr lieben und schätzen. Oft, so erzählen sie mir, werden sie reich beschenkt dadurch. Manche, die nur an mich heran sehen, haben oft grosse Schwierigkeiten damit und stehen in Gefahr, sie oder mich zu verurteilen. Dann werde ich schnell zu jenem C, über welches sich A eingehend mit B austauscht. Dass manche Menschen mit meinem Gewordensein und meinem Sosein, wie ich bin, Mühe haben, ist so legitim. Damit lebe ich in Frieden. Dass A zu B geht, statt zu C ..., da hapert es mit Frieden haben. Doch der andere ist mir sehr wichtig, trägt mich auch. Wenn mir jemand einen der acht Milliarden Menschen auf dieser Welt zeigen könnte, der es verstünde so zu leben, dass er allen passt, hätte ich viel Interesse, ihn kennenzulernen und mit ihm ins Gespräch zu kommen, falls uns nicht die Sprache Grenzen setzte. Bitte, lieber Leser, such ihn nicht. Setze deine kostbare Zeit für wesentlicheres ein! Vielleicht dafür, einmal mit jenem C ins Gespräch zu kommen, über welches du dich zusammen mit B schon x mal geärgert hast, ohne ... Na ja, du weisst bestimmt, was ich meine. Ist kein Auftrag, nur eine spontane Idee, an der man, wie ich weiss, sich freuen oder ärgern kann.
Im Blick auf mein weiteres Leben entscheide ich mich dafür, auch weiterhin so echt wie möglich mich zu sein. Einfach ich. So, wie Gott mich bis zum heutigen Tag hat werden lassen. Dazu gehört auch, dass ich über Infragestellungen, welche B mir gestern über jene A’s überliefert hat, nachdenke und im Gespräch mit meinem Gott prüfe, ob auf meiner Seite eine Korrektur nötig ist. Etwas anderes zu entscheiden, wäre eine grosse Zielverfehlung meines Lebens. Auf diesem Weg bin ich weiter bereit, alle Schätze, die Gott mir oft auf unwegsamen Wegen anvertraut hat, von Herzen weiter zu schenken, das anvertraute Gute zu teilen. Mit jenen Weggenossen, deren Hände mir gegenüber geöffnet sind. Denn in Fäuste kann man keine Schätze legen. Nicht immer erkenne ich so klar, ob Hände geöffnet oder geschlossen sind, habe ich realisiert. Ein Lernfeld.
Meine wiederholte Entscheidung wird die einen freuen – und jene, die bisher Anstoss an mir nahmen, weiterhin ärgern, auch wenn das nicht meine Absicht ist. Es sei denn, da gäbe es ein paar A’s, die irgendwann den Mut aufbringen, mit ihren Fragen und ihrem Ärger nicht zu B, sondern zu C zu gehen. Wäre bestimmt eine Chance. Sowohl für A, wie für C - und nicht zuletzt für die Gemeinschaft, in der man zusammen unterwegs ist. Eine Chance zu wachsender Barmherzigkeit, gegenseitiger Annahme und Liebe, inmitten aller Unterschiedlichkeit, was sich immer lohnt.
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Gestern machte ich noch eine sehr schöne Christen-Erfahrung. Jemand, die kürzlich für zwei Wochen bei uns wohnte, dankte mir herzlich für die letzten Blogeinträge. Unter anderem hat sie sich auch an den Namensgebungen für jene Menschen gefreut, die zu unserem nahen und erweiterten Familiensystem gehören – und hat sich dann gefragt, wie ich sie wohl nennen würde, wenn ich im Blog mal von ihr berichten würde? „Mein lieber SEELENWÄRMER, ich musste nicht lange studieren, wer Du für mich bist!“ Auch Du:
Dance like nobody´s watching.
Love like you´ve never been hurt.
Sing like nobody´s listening.
Live like it´s heaven on earth.
Mark Twain
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