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Geschichten, die lebendig bleiben

 

Saphira, eine junge Frau die ein grosses Herz für Menschen hat, die nach dem Sinn des Lebens suchen, sass uns beim Nachtessen im „Land of Hope“ gegenüber. Schon manch anregendes Tischgespräch hatten wir zusammen geführt. Sie zeigte uns auch Bilder von ihrem evangelistischen Einsatz in Indien, der gerade hinter ihr lag und nicht nur sie zum Strahlen brachte. Das jedenfalls war unmissverständlich den Fotos zu entnehmen, die sie mit uns teilte. Nun war sie hier in Uganda, mit dem selben Anliegen.

 

An diesem Abend fragte sie Gefährte und mich spontan, ob wir noch Lust und Zeit hätten, zu ihrer Rundhütte zu kommen, um uns weiter zu unterhalten? Würde sie sehr freuen. Sie müsse aber vorher noch ein grosses Messer in der Hotelküche holen, da sie etwas Bestimmtes im Sinn habe. Saphira ist ein ganz besonderes und sehr originelles Werkzeug in Gottes Hand. Immer wieder überrascht sie einen. An diesem Abend mit einem Messer - und einem ganz besonderen Schlachtplan! So spazierten wir wenig später zu dritt im Dunkeln ihrer Hütte zu, wir und das Messer, was mich total zum Schmunzeln brachte. Was in aller Welt spielte dieser mörderische Gegenstand am heutigen Abend für eine Rolle?

 

Gefährte und ich setzten uns vertauensvoll vor Saphiras Tür in bequeme Stühle. Saphira hatte in der Hütte was Dringendes zu tun. Bald kam sie mit einer 1.5 m langen Stange, 6 cm Durchmesser, zu uns raus und fing beherzt zu säbeln an. Die Zunge in ihrer rechten Mundecke verriet, dass es harte Arbeit war. „Was machst du da?“, nahm es mich wunder. „Ich möchte euch etwas anbieten, möchte mit euch mein Zuckerrohr teilen“, meinte sie liebevoll. So ist Saphira, herzenswarm und überaus unkonventionell. Nie wäre ich auf so eine Idee gekommen, doch wir gingen gerne auf ihr Angebot ein. Sehr bald waren wir in spannende und sehr persönliche Gespräche vertieft. Immer mal wieder säbelte Saphira eifrig ihr Zuckerrohr kleiner und verteilte uns Stück um Stück, als wären es Lolly-Pops, von denen kleine Kinder nie genug bekommen können. Hätten ein Bild machen sollen! Denn wirklich, wir waren alle sehr gut im Lutschen! So eine wunderschöne, ungewöhnliche Kuriosität von der Sorte unvergesslich! Runde fünf eindrückliche Stunden haben wir so bis in den Morgen hinein zusammen verbracht, was niemand im Voraus vermutet hätte. Am Ende des vielseitigen Nachtgesprächs meinte Saphira glücklich-erstaunt: „Wisst ihr was? Gerade fällt mir auf: Ich habe seit vielen Jahren kein so langes und so offenes Gespräch mehr mit Menschen geführt. Es hat ja so gut getan. Danke!“

 

Als wir dann bereits wieder zuhause waren, erreichte mich bald eine Nachricht von Saphira, die mich tief berührte.

 

In Uganda bin ich gar nicht zum Lesen gekommen. Es war ein großes Abenteuer. Hab ich euch von der fetten Kakerlake erzählt die ich aus dem Mehl gefischt hab in Katikamu? Das zählt zu den schlimmsten Erinnerungen (lachend), denn das Mehl wurde weiterverwendet ... Zu den schönsten zählt das Gespräch mit euch abends, zuckerrohrlutschend unter den Sternen Afrikas. Keiner hatte damit gerechnet, als wir zusammengekommen waren, dass wir in ein paar Stunden immer noch da sitzen würden. Danke für diese kostbare Sternstunde. Das ist und bleibt unvergesslich.

 

Was ist Glück?

 

Wenn Menschen für Menschen Zeit haben und sich in aller Unterschiedlichkeit in Liebe zugetan sind vermutlich. Da genügt eine afrikanische Hütte als Herberge – und ein langes Zuckerrohr zur Bewirtung – sofern man ein grosses, scharfes Messer dabei hat natürlich ...! Vor allem aber braucht es Herzen, die es gut miteinander meinen.

 

Wo Saphira jetzt ist? Erneut bei Menschen, die Gott suchen, um ihnen finden zu helfen – in PAKISTAN. Alleine gereist. Mutig und entschlossen. Wohlwissend, dass Menschen wie sie dem Regime dort ein grosser Dorn im Auge sind. Sie vertraut dem König aller Könige. Wir begleiten sie im Gebet.

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