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Die Hütte bewegt

 

Der Hütte-Film bewegt mein Herz weiter. Selten denke ich einem Film - und dadurch dem im Grunde sehr fragilen Leben - so tief nach. Noch nie besuchte ich das Kino so oft des selben Streifens wegen. Habe ihn mir bereits dreimal angeschaut, mit zunehmendem Gewinn. Das erste Telefon als Reaktion auf meine "Papa-Gruss-Idee" erreichte mich heute Morgen. Ein gutes Gespräch war die Folge, in welchem ich ein paar Fragen zum Filminhalt beantworten durfte. Zuhause lese ich oft im gleichnamigen Buch von WILLIAM PAUL YOUNG diverse, aus meiner Warte hervorragende Dialoge zwischen Gott und dem Hauptdarsteller "Mackenzie" nach. Es ist wie seltene Schätze sammeln! Manches erinnert mich sehr an meine Dialoge mit Sir Jesus, in denen ich Ihm und Seiner tiefen Liebe zu mir sehr viel näher komme, als durch meine jahrelangen Monologe, die ich himmelwärts führte.

 

Dennoch begreife ich recht gut, weshalb Buch und Film auch stark unter Kritik stehen. Vermute, dass tendenziell jene Menschen ihn kritisieren und damit schlecht zurecht kommen, welche grosse Angst vor echten, tiefen Beziehungen haben. Vielleicht, weil sie schon zu oft enttäuscht worden sind? Angst vielleicht auch vor eigenen Gefühlen haben, die sich jedem persönlichen Kontrollgriff zu entziehen versuchen. Gefühle haben vielleicht zwei Flügel ... Auf jeden Fall gehören sie zu jeder lebendigen, farbenfrohen und einigermassen authentischen Beziehung. Zwischen überschwänglicher Freude und tiefster Traurigkeit existieren sie. Das eine wäre vielleicht noch ziemlich willkommen, so lange noch beide Füsse auf dem Boden stehen (aber dann kann man nicht tanzen ...) - während die andere Flanke durchaus beängstigend sein kann. Ich weiss. Vermute, zu den Kritikern zählen auch Menschen, denen es an Mut fehlt, Mitmenschen Freiheit zu gewähren, weil sie dann nicht berechnen können, wo diese gewährte Freiheit hinführen könnte? Ausgerechnet Gott, der Schöpfer des Universums riskiert das! Milliardenfach. Er will Freie - keine Marionetten. Nimmt jedes Risiko auf sich, immer wissend ob die Freiheit segenvoll genutzt oder schadhaft missbraucht wird. Chapeau! Von Seinem Mut will ich mich anstecken lassen. Lebenslang. Mein grosses Vorbild - Papa. Mein allerbester Kompass durchs Leben.

 

Ja, Emotionen und gewährte Freiheit sind in ihren Folgen nicht berechenbar, nicht kontrollierbar. Aber so sehr von Gott geschaffen und für sehr gut befunden. Ja, sie sind wesentlicher Teil Seines Wesens! Und wir Sein Ebenbild. Nicht bloss teilweise. Hat Er selbst gesagt (1. Mose 1/27). Hätte Gott die Schöpfung vorwiegend über Seinen Verstand gestaltet (den hat Er ohne Zweifel auch eingesetzt), würde kein Baby, kein Tier, keine Pflanze, nichts von allem Erschaffenen die gewaltige Kraft in sich tragen, uns in der tiefsten Tiefe unserer Seele so wohltuend und beglückend zu berühren. Denke auch an die Bergwelt, den Sternenhimmel, unseren Hund oder die Eichhörnchen auf dem Aroser Eichhörnchenweg, wo Krethi und Plethi stillsteht und einfach nur zeitvergessen beobachtet, staunt, lacht und die emsigen, putzigen Kerle bewundert. Oft wohl ohne zu realisieren, WEN sie da wirklich bewundern: Gott, der uns soviel Freude und Lachen, inmitten einer angefochtenen, verletzten Welt, bescheren will. Unvernünftig viel Freude schenkt Er uns ..., jetzt mal rein schweizerisch-konservativ betrachtet. Hätten die Hälfte aller Vogelarten nicht gereicht? Und was würde es uns stören, wenn die Pflanzenwelt weniger vielfältig wäre? In Seiner verschwenderischen Liebe und unstillbaren Freude, Wunderbares zu kreieren, will Gott uns täglich neu beschenken und darin begegnen als Der, der uns innig liebt. Alle Zeit, ohne aufdringlich zu werden. Sein Risiko. Sein Mut. Seine beispielhafte Geduld - und Sein Vertrauen in uns. Haben wir solches verdient? Übers Verdienen denkt Gott nicht nach. Er hat sich füs Dienen entschieden.

 

Auch Theologen reagieren ganz unterschiedlich auf den Hütte-Film. Las verschiedenes dazu. Denke, dass die tendenziell Konservativen mit diesem Film nur schwerlich klarkommen. Sprengt nun mal jeden konservativen geistlichen und ganz besonders religiösen Rahmen. Zu vieles kommt darin vor, das einem zu nahe gehen könnte und auf den ersten Blick fremd erscheint vielleicht? Wenn konservative Theologen für den Film wären, kämen sie vermutlich kaum dran vorbei, das eigene Leben für kürzer oder länger in die "Reparatur-Werkstatt Gottes" zu bringen. In die Hütte eben. Das muss man an sich ranlassen wollen. Demütigen Herzen wird es gelingen, sich auf die unmissverständliche Unkonventionalität des nachdenkenswerten und erst recht lebenswerten Films einzulassen. Das möge möglichst vielen, gerade auch unter den leitenden Theologen, geschenkt werden. Papa macht liebend gerne solche Geschenke. Geben ist Sein Teil. Ein äusserst zuverlässiger, grosszügiger. Nehmen jener von uns Menschen. Deutlich weniger zuverlässig.

 

Ja, das Unkontrollierbare macht vielen in unserer Kultur grosse Angst. Egal, ob es sich um Gottferne oder um Menschen handelt, die mit Gott unterwegs sind. Im kleinen Kreis der Familie, ebenso im kirchlichen, sollten wir aus meiner Sicht sehr mutig sein, Freiheit und Vertrauen zu gewähren, Kontrolle fallen zu lassen. Weltpolitisch gesehen ist Vertrauen leider oft eine grosse Dummheit. Erkenn ich wohl, den Unterschied. Aber darum geht es mir jetzt nicht. In einer Kultur wie unserer, die vornehmlich verstandes-geprägt ist (äusserlich viel erreicht damit), muss dieses Buch, dieser Film auf grossen Widerstand stossen, wenn wir so erfolgreich bleiben wollen, wie wir es bis heute geworden sind. Kann aber sein, dass wir zu selten darüber nachdenken - wann auch - dass dieser wirtschaftliche "Überflieger-Erfolg" der westeuropäischen Länder sehr viele Opfer fordert? Menschen. Ehen. Kinder, die als "Projekt" irgendwie "nebenher" gehen und die nötige Nestwärme vermissen. Arbeitslose, die zu wenig "von Nutzen" waren, weil fast nur Effizienz - also "möglichst viel in kurzer Zeit" - den Wert eines Menschen zu definieren beginnt, oder längst begann? Nun ja, wirtschaftlich zählen wir zu den Erfolgreichsten weltweit. Herzschaftlich sieht es einiges anders aus, fürchte ich ... Mir macht das sehr zu schaffen.

 

Ich bin überzeugt, und das wird nicht selten der Fall sein, dass der Film "Die Hütte" noch ganz anderes bewirkt als Kritik: Er weckt die in uns wohnende tiefe Sehnsucht nach echten, tiefen Beziehungen - zu Gott und Menschen, auch zu sich selbst. Kann man eigentlich eine liebevolle, nahe Beziehung zu sich selbst haben, wenn man die eigenen Emotionen behandelt wie Altglas, das jahrelang ungenutzt und vergessen im Keller rumsteht? Der Film holt möglicherweise bei einigen Zuschauern ihre verletzten Gefühle, das Altglas eben, aus der Kellerstarre hervor? Weckt bei manchen vielleicht eine tiefe Sehnsucht nach Heilung unserer unterwegs durchs Leben tief verletzten Seiten im Kern unserer Seele. Wer kennt solche nicht? Dies würde ich jedem Kinobesucher von ganzem Herzen wünschen. Und dann eben auch Menschen, die sie auf dem oft nicht sehr kurzen Weg des Heilwerdens begleiten und einfach DA sind für sie. Treu, liebevoll, geduldig, nicht einfach nur per whatsApp, sondern auch in Echt - ähnlich wie Papa und Seine Crew in der Hütte. Papa selbst sagt im Film zu Mackenzie, dass zum Heilwerden zwei Dinge nötig sind: VERTRAUEN in Ihn und viele BEZIEHUNGEN. Bin überzeugt, dass es auf diesem Weg sowohl in unseren Herzen, wie auch in unseren Beziehungen schrittweise wärmer und herzlicher, echter werden könnte. Man könnte wieder vermehrt zuhause sein im eigenen und im Herzen anderer. Ohne Investition von Zeit und Herz unmöglich! Auch nicht von heute auf morgen möglich. Aber in einem Prozess, sofern wir uns mutig darauf einzulassen bereit sind - und nachdenken, wie wir denn leben könnten, dass für Menschen mehr Zeit frei - und für Dinge und Arbeit etwas weniger Zeit gebraucht würde? Das ist unsere Knacknuss. Nussknacker hätten wir noch welche zu verschenken ... 

 

Ich meine, dass wir Schweizer so sehr kontrolliert und verstandesorientiert leben und Gefühlen nicht selten etwas Negatives, Schwaches anlasten, könne nicht einfach mittels Kulturfrage gerechtfertigt werden. Ich höre das zwar oft. Für mich ist es eine bequeme Ausrede. Denn dieses oft grosse Ungleichgewicht von Verstand und Gefühlen bei uns Schweizer Bürgern ist nicht einfach unsere Kultur, und deshalb in allerbester Ordnung. Dass es so ist, heisst nicht automatisch, dass es auch gut ist. Nein, wir sind keine Kultur des Vertrauens. Sondern eine, in der Vertrauen zu oft durch Kontrolle ersetzt - und darum so unglaublich viel zerstört wird. Mehr und mehr. Das bedaure ich sehr. Im kleinen, wie im grösseren Kreis. Tiefer betrachtet - erst recht wenn ich mich an der Persönlichkeit und den Prioritäten von Jesus Christus orientiere - erkenne ich das Übergewicht von Verstand und Kontrolle als eine betroffen machende Erkrankung unserer Volks-Seele - und damit der Seelen vieler einzelner. Exakt von der Angst vor eigenen Gefühlen und Verletzungen möchte uns Jesus Christus so gerne heilen und ganz neu und immer tiefer ins wachsende Vertrauen zu Ihm hineinführen. Denn das ist der bestmögliche Weg, der in Seine beglückende, wachsende innere Freiheit und bunte Lebendigkeit führt. 

 

Persönlich glaube ich, dass Film und Buch tiefe Wahrheiten, auch geistliche, enthalten, denen wir uns mit Vorteil stellen, wenn wir innerlich freier und lebendiger, auch beziehungsfähiger werden möchten. Aber freier, lebendiger und beziehungsfähiger werden, so ahne ich, geht nicht an unseren oft sehr eingekerkerten Emotionen, seien es freudige oder verletzte, vorbei. Ohne bewusste Auseinandersetzung damit ist das stetige Verwandeltwerden von der Raupe zum Schmetterling - oder eben in jenes Bild, das Jesus von uns hat, nicht möglich. Auch Gefühlen müssen wir volles Lebensrecht zugestehen. Sonst bleiben wir stehen, treten an Ort, was unser inneres Wachstum betrifft.

 

Je länger ich in der Schweiz lebe, desto mehr beschäftigt mich unser verflixt starker Hang zu Kontrolle, die eng verwandt mit Macht ist. Ich sehne mich so sehr danach, uns viel mehr für Freiheit und Vertrauen zu entscheiden, was nah verwandt mit (Gottes) Liebe ist. Eine Liebe, die durchflutet ist mit Gefühlen zwischen „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ und „Ich bin das Licht der Welt!"

 

Mit einem spannenden Interview mit William Paul Young, dem Buch- und Filmautoren, und einem Lied als persönliche Antwort auf den Film schliesse ich den heutigen Hütte-Teil ab. Freitags und/oder samstags möchte ich nochmals ins Kino gehen - und "Papa-Grüsse" austeilen.

 

Interview mit William Paul Young:

https://www.youtube.com/watch?v=IPDMrHWe4pE

 

Lord I offer You my live (Hillsong):

https://www.youtube.com/watch?v=LmBcZeUPmSw

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