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Unter falschem Verdacht

Es war Zeit, die Post aus dem Briefkasten zu befreien. Früher – also bis vor 10, 15 Jahren – schritt ich deutlich gespannter oder erwartungsvoller zur handfesten „Mailbox“, als dies inzwischen der Fall ist. Heute fische ich selten was Herzerfrischendes oder Herzbewegendes aus diesem Kasten. Geht allen so. Rechnungen zählen in der Regel ja nicht zu dieser Kategorie. Folgen im Rahmen von „Wandel der Zeit“. Das Persönliche sitzt seither viel häufiger in der digitalen Mailbox als draussen vor dem Haus im Blechkasten. Nur wirklich so persönlich, wie Post es früher war, ist es schon nicht mehr. 

 

An diesem Tag aber lag eine höchstpersönliche Überraschung im Briefkasten. So unerwartet, dass ich ohne jedes Bisschen Vorerwartung, vielmehr recht gleichgültig auf diesen Kasten zuschritt. Da lag er, mitten unter langweiligem Einerlei, der Briefumschlag, persönlich an mich adressiert und weckte schnell mein Interesse! Der Absender bewirkte dies: Kantonsspital Aarau. Wie bitte? Kantonsspital Aarau? Also damit hatte ich meines Wissens seit Monaten nichts zu tun gehabt. Oder leide ich an einer Erinnerungslücke? Ich trug den kleinen grauen Stapel samt Tageszeitung und Werbematerial ins Haus und öffnete neugierig den überraschenden Krankenhaus-Briefumschlag. Unglaublich - im echten Sinne des Wortes - eine Rechnung war’s. Ja wirklich. Ich runzelte die Stirn und fing zu hirnen an: Wann habe ich in diesem Jahr je mit diesem Spital zu tun gehabt? Nichts, aber auch gar nichts kam mir in den Sinn – und für soviel Nichts sollte ich jetzt 120.55 Fr. bezahlen?

 

Ich schaute mir die Rechnungsadresse genauer an. Alles vollkommen richtig. Kein Tüpfelchen falsch. Ist irgendwo ein Konsultations-Datum zu finden? Natürlich! Die vom KSA behaupten doch tatsächlich, ich sei am 05.06.2017 bei ihnen gewesen ... Konnte nur den Kopf schütteln. Nun könnte vielleicht die Diagnose meiner Nichterinnerungs-Konsultation weiterhelfen? Aber so weit ging ich nicht. Legte das Spital-Fragezeichen auf die Seite und beschloss, bei Gefährte nachzufragen, ob vielleicht er noch eine Erinnerung hätte? Nein, hatte er nicht. Selbstverständlich hat sich der Mediziner zuerst für die Diagnose seiner Angetrauten interessiert – und nicht schlecht gestaunt. Bis vor kurzem wusste er nicht, dass er eine tollwütige – oder zur Tollwut neigende Frau geheiratet hat ... Hier stand es schwarz auf weiss:

  • Behandlungsgrund: Krankheit. 
  • Ärztliche Leistung in Abwesenheit des Patienten (dacht’ ich mir doch!!!), 15.81 Fr.
  • Nichtärztliche Betreuung ambulanter Patienten, 20.00 Fr.
  • RABIPUR Tollwut-Impfstoff, Spritzampulle, 84.71 Fr.

Diese Ampulle sass - aber defintiv nicht bei mir! Sachen zum Lachen gibt’s! Unseren Pohh lassen wir dann und wann gegen Tollwut impfen. Ja! Fahren dazu aber regelmässig zum Tierarzt ... Bin mir ganz sicher!

 

Hab nun heute ins Krankenhaus angerufen und einigermassen lachend den unklaren Fall geschildert. Gab alle nötigen Angaben an und musste dann eine Weile warten, bis man mir meldete, sie würden das sehr genau abklären. Ende Woche, vielleicht auch erst nächste, würde ich wieder Bescheid bekommen ... Hoffen wir, die Abklärung sei ohne „Patientin“ möglich!

 

Zeitalter der modernen Technik. Die digitale Welt scheint kreativer als gedacht zu sein ...  Hab’ weiter oben notiert: Rechnungen zählen in der Regel nicht zur herzbewegenden Postkategorie. Ausnahmen gibt's!

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