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Nicht, dass ich missverstanden werde:

 

Mein Herz schlägt sehr für die jungen Mütter unserer Zeit – und genauso für ihre Säuglinge! Das Zitat des letzten Eintrags spricht lediglich von persönlicher Betroffenheit darüber, wie sehr uns die digitalen Medien schleichend vom wirklich Wesentlichen ablenken können, ohne dass die Abgelenkten bösartig oder nachlässig sein wollen. Passiert fast automatisch. Das wirklich Wesentliche, das, was uns alle zu einem gestalterischen, sinnvollen Leben erweckt, erkenne ich unter anderem darin: Einander viel in die Augen zu schauen - auch in die des Herzens - und sich an einem richtigen Tisch auf einem dreidimensionalen Stuhl gegenüber zu sitzen, um miteinander digitabstinent kostbare Zeit zu verbringen. Beim Spiel, beim Plaudern, beim Witze reissen und natürlich auch Kuchen essen!

 

Dieses durch neue Medien krasse abgelenkt werden vom dem, was für uns Menschenseelen essentielle Nahrung wäre, betrifft beileibe nicht bloss junge Mütter. Oh nein! Auch mich, uns alle, die den Umgang mit dem technischen Fortschritt lernen müssen. Wohl dem, der realisiert, dass es sich dabei um ein nötiges Lernen handelt! Ohne diese Einsicht rutscht man ultraschnell in uferlose Nebenschauplätze hinein, die Leben an ihrer Wurzel verkümmern lassen und lediglich Zeit vertreiben helfen. Von diesen Nebenschauplätzen gibt es ja 100’000e im Netz.

 

Warum aber habe ich das erwähnte Zitat auf junge Mütter und ihre Säuglinge bezogen oder beschränkt? Erstens, weil unsere Säuglinge die Zukunft von morgen sind. Zweitens, weil diesen Säuglingen in ihren ersten Jahren der bestmögliche Entwicklungsboden angeboten werden sollte, damit sie zu kreativen, eigenständigen Menschen heranwachsen können, die selber denken und sich steuern können. Ich behaupte, dass in diesen ersten Jahren die digitalen Medien im Umgang mit dem kleinen Kind möglichst nichts zu suchen haben. Gehe ein anderes Mal näher darauf ein, was mich zu dieser Überzeugung führte. Eines ist offensichtlich: Die Jahre vor dem Kindergarten sind für Eltern und Kind extrem kostbar! Und kurz. In dieser Phase, so finde ich, sollten digitale Medien wo immer möglich nie zwischen Kind und Mutter oder Kind und Vater stehen. Schon gar nicht in den Händen des Kindes. Stehen sie trotzdem oft zwischen beiden Generationen, dürfen wir uns über die treffsichere Lesefähigkeit und Interpretationsfähigkeit des Säuglings nicht hinwegtäuschen! Richtig gelesen: der Säugling kann lesen und das Gelesene interpretieren! Nicht Buchstaben liest er – aber Handlungen. Ein Beispiel:

 

Eine spazierende und gleichzeitig „handynierdende“ Mutter ist eine Botschaft an ihr Baby im Kinderwagen: „Mama ist ja gar nicht da für mich. Sie schwatzt zwar dauernd, aber nicht mit mir. Schaut mich nicht mal an. Schaut stets in die Landschaft hinaus und lacht. Aber nicht meinetwegen. Sie lacht mich auch nicht an. Wer ist das wohl, der so viel wichtiger für Mama ist als ich? Hat sie denn keine Freude an mir? Störe ich ihr Leben? Ist das kleine, eckige Kästchen an ihrem Ohr so viel interessanter und unverzichtbarer als ich? So viel mehr Wert als ich? Bitte Mama, schau mich an! Nimm mich wahr, und sag mir wer ich für dich bin!“

 

Ich glaube gern, dass das Baby nicht jedes dieser Worte denkt. Aber die Botschaft, welche eine oft handynierende Mutter aussendet, ist in etwa diese für das Kind. Und die Gleichung, die es mit der Zeit ziehen wird heisst: Das Handy kommt vor mir, also liebt sie das Handy mehr als mich. Und schon gerät das Verständnis des eigenen Wertes in grosse Unsicherheit. Denn kein Säugling ist je in der Lage, sich selbst einen Wert zu geben. Den muss er treu und immer wieder vermittelt bekommen. Im ersten Lebensjahr (im Grunde bereits ab Zeugung) von der allernächsten Bindungsperson, der Mutter. In zweiter Linie vom Vater, wenn er da ist. So hat es der grosse Erfinder des Menschen vorgesehen. Und wir tun gut daran, beherzt auf Seine „Bedienungsanleitung“ zu achten. Er selbst lebt übrigens vor, was Er uns rät:

 

Wir lieben, weil er (Gott) uns zuerst geliebt hat. (1. Johannesbrief 4/19)

 

Nein, ohne geliebt zu werden, sind wir Menschen nicht fähig zu lieben. Eine nackte Tatsache, die uns verantwortlich macht. Und an die Stelle mangelnder Liebesfähigkeit geraten sehr schnell die leiden Platzhalter Macht und Kontrolle. Unsere Welt spricht endlose Bände davon. Doch ich kehre zum Ursprungsthema zurück.

 

Ich bin durch viele Beobachtungen und Erfahrungen in Beruf oder privat davon überzeugt, dass heute in vielen jungen Familien grosse Unsicherheit, viel Unwissen und Desorientierung darüber herrscht, was zu den wichtigsten Grundbedürfnissen ihres kostbaren „Häufchens Leben“ zählt, und: Wie sie diese als Eltern gut genug stillen können und stillen sollen. Ist ohne Bereitschaft zu Verzicht auf Gehabtes und 1000-fach Angebotenes nicht erfüllbar. Verzicht zugunsten der höchsten Aufgabe, zu der Menschen berufen sein können, ein anvertrautes Kind zu begleiten, ist kein Projekt neben diversen andern Projekten. Nein, ein anvertrautes Kind begleiten ist eine Lebensaufgabe. Da hat jede Entwicklungsphase auf Eltern- wie auf Kindesseite ihre speziellen und stets wieder anderen Prioritäten. Die sollten entdeckt, begriffen und erkannt werden, um sie stillen zu können. Erkannt nicht allein mit dem Kopf. Nein, noch viel dringender mit dem Herzen! Denn der Kopf ist selten zu Verzicht bereit, wenn ihn auch noch anderes gelüstet. Das Herz viel eher. Der Kopf findet hunderterlei Gründe, weshalb zum Beispiel „Kitas“ (Kindertagesstätten) das Non-plus-Ultra für unsere  jüngste Generation sein sollen. Das Herz aber, das begriffen hat, dass Babies keine Ware sind, die schadlos jederzeit irgendwem anvertraut werden können, wird Wege suchen und finden, damit der unverwechselbare, einmalige und geniale noch kleine Gedanke Gottes, der da vor ihnen in den Windeln liegt, in seinen prägenden ersten Lebensjahren zur Hauptsache von den biologischen Eltern aufgezogen werden kann. Aufgeliebt könnte man statt aufgezogen vielleicht auch sagen? Oder hineingeliebt in eine herausfordernde, recht kühle, harte Welt, die ohne festen Seelenboden dereinst mal nur noch sehr viel herausfordernder erlebt werden würde.

 

Bin überzeugt, dass wir die Kitas brauchen, und ich denke jetzt mal einfach an alle unfreiwillig Alleinerziehenden. Kitas sind der deutlich bessere und verantwortungsvollere Weg, als die Kinder zuhause sich selbst zu überlassen. Doch abgesehen davon sollten Kitas, wenn wir an die Entwicklung unserer Kinder denken, nicht an bevorzugter Stelle stehen. Meine persönliche Überzeugung.

 

Gerne denke ich das nächste Mal über die wichtigsten Grundbedürfnisse eines werdenden Menschleins nach.

 

Song: Als ich ein Baby war (Kurt Zuckowski)

https://www.youtube.com/watch?v=dN7UEzJmNz0

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