· 

Frühlingsgedanken

... und schon bald sind es keine Babys mehr! Wie eine Explosion der Natur erlebte ich den gestrigen Sonnen-Tag! Aus allen Wiesen, Ästen und Zweigen spross junges Grün oder Blumen hervor - und abends hatte unser Schöpfer die Welt da draussen wieder so ziemlich eingerichtet, wow! Ja, am Morgen war sie noch recht leer. 12 Stunden später fühlte ich mich schon richtig heimisch in Seiner lebendigen, wohltuenden "Frühlings-Deko". Nein, abends waren meine geliebten Babyblättchen keine Babys mehr. Schon richtig jugendlich sahen sie aus! So schnell kann Entfaltung gehen - jedenfalls bei Buchenblättern. Ich stehe da und staune!

 

Im krassen Gegensatz dazu beschäfitgt mich die in vieler Hinsicht starre, kühle und unlebendige digitale Welt der unbegrenzten Möglichkeiten. In ihr können stattliche Jugendliche (vielleicht auch ältere Semester) wieder leicht zu Babys werden, wenn sie den vernüftigen Umgang damit nicht erlernen. Ich hoffe nicht, dass in 50 Jahren bei vielen Todesanzeigen in der Zeitung (sofern es noch echte gibt) zu lesen ist: "XY hat sein ganzes Leben verspielt - vergamt" ... Lange Zeit, dann und wann heute noch, las man oft: "Sein Leben war Arbeit und Müh'." Beides betrachte ich als traurige Zielverfehlung des Lebens. Beidem wird wohl ein tieferer Sinn des Lebens, der nicht nur im Tun zu finden ist, auch nicht allein im Sein, entweder entgangen sein oder entgehen.

 

Ich weiss gut: In der digitalen Welt kann man sich stundenlang verlieren, wenn man sich nicht standhaft und sehr bewusst auf die reale Welt mit Menschen zum Anfassen fokussiert. Da ist jeder und jede herausgefordert, laufend neu gute Entscheidungen zu treffen. Damit meine ich nicht schwarz-weiss-Entscheidungen. Wir leben nun mal im Zeitalter digitaler Medien, müssen uns möglichst vernünftig damit auseinandersetzen und ebenso sinnvoll davon Gebrauch machen. Nein, mir entgehen die geschätzten Vorteile der Erfindung des Computers nicht. Allein das Wortverarbeitungssystem und das Bildbearbeitungssystem sind GOLD wert für mich! Doch obwohl ich mich von Herzen um einen vernünftigen Umgang mit dieser Erfindung PC bemühe: Manchmal fühle ich mich übersatt an digitaler Nahrung, die es täglich zu ver- oder bearbeiten und verdauen gibt ... Allein auf dem What'sApp-Kanal.

 

Keine Ahnung, wie meine Leser das erleben? Mir ist aufgefallen, dass die Übersättigung mehr und mehr um sich greift. Während noch bis vor einem Jahr auf fast jedes What'sApp innert Kürze eine Antwort folgte, werden heute erstaunlich viele gar nicht mehr beantwortet. Das spricht zu mir. Spricht von allgemeiner Übersättigung, Überforderung und Überreizung. Ich bin eigentlich recht froh darüber. Nicht darüber, dass immer mehr Menschen übersättigt, überfordert und überreizt sind, nein. Aber dass es doch immer mehr Menschen zu realsieren beginnen, dass wir in diesem Stil nicht weitermachen können. Leben ist viel mehr, als von What'sApp zu What'sApp zu hetzen, viel mehr, als pausenlos durch YOUTUBE zu surfen etc. ... Und so entschloss ich mich zu einer persönlichen Korrektur im Sinne von: "Weniger ist mehr". Schrieb allen meinen What'sApp-Kontaktern eine Nachricht, um sie über mein neues What'sApp-Verhalten ins Bild zu setzen: Werde auf meinem Handy nur noch ...

  • nach dem Frühstück
  • nach dem Mittagessen und
  • nach dem Nachtessen

regelmässig online sein. Wenn es mal für jemanden sehr nötig sein sollte, dass ich online bin, darf man mir das gerne melden. Möchte ...

  • Telefonate
  • und Handgeschriebenes, das zur Post gebracht werden muss ...

in meinem Bekanntenkreis wieder zu fördern beginnen. Das digitale "Dauerschwangersein"  mag ich nicht! Digital möchte ich relativ unzuverlässig leben. Am Festnetz und per Mail bin ich ja auch erreichbar. Und über Echtpost 🙂 könnte ich mich herzlichst freuen. So versuche ich, einen massvolleren und für mich gut verträglichen Umgang mit dem modernen Medium Handy zu pflegen.

 

Ich erhielt verschiedene positive und sehr verständnisvolle Reaktionen darauf. Und seither bin ich schon deutlich entspannter unterwegs. Geniesse es herzhaft, so wenig online zu sein. Am allerbesten geht es mir, wenn das Handy total ausgeschaltet ist. Nur nach den Essenszeiten aktiv. Und dieser Kompromiss ist okay für mich.

 

Trotz guter Möglichkeiten, mit digitalen Medien persönlich einigermassen sinnvoll umzugehen, beschäftigt mich das Thema sehr. Werde zwar oft darauf hingewiesen, dass es noch immer so war, dass eine neue Erfindung die Menschheit zuerst mal vor den Kopf gestossen und gar in Angst und Schrecken versetzt hat. Etwa, als die erste Dampflokomotive durch die Gegend tuckerte - oder das erste Düsenflugzeug durch die Luft jagte. Das sei doch ganz normal bei neuen Erfindungen. Dem stimme ich nur teilweise zu, erkenne ich doch einen elementaren Unterschied zwischen den Erfindungen von früher - und der Erfindung digitaler Medien:

 

KEINE ERFINDUNG DAVOR WAR EIN FRONTALANGRIFF AUF UNSER GEHIRN!

 

Die digitalen Medien sind das! Und dies beschäftigt mich stark. Seit rund 15 Jahren. Ich weiss, dass die Erfindung der Atomkraft das Risiko in sich trägt, ganze Gebiete der Erde mit all ihren Menschen auszulöschen. Auch ein GEWALTiges Risiko, welches diese Erfindung in sich trägt. Wahrlich keine erbauliche Aussicht, wenn Atombomben gezündet werden. Und das kam leider schon vor! Atomkraft trägt ein Zerstörungspotenzial in sich, das ein Gebiet AUSSERHALB von uns, ein geografisches Gebiet, angreift.

 

Die digitalen Medien dagegen zerstören ein enorm wichtiges Gebiet IN uns, das Gehirn, wenn wir nicht weise damit umgehen lernen. Sie halten besonders bei Kindern und Jugendlichen Hirnentwicklungen auf (und damit Entwicklungsschritte), die in dieser Zeit unbedingt gemacht werden sollten. Leider zeigen viele Erfahrungen heute bereits erschreckend deutlich, dass dies nicht nur eine bereits 2005 gehegte Hypothese von mir ist. Das ist heute wissenschaftlich deutlich belegt. Dieser Frontalangriff auf unser Gehirn - kann eine ganze Gesellschaft krank und total schwach machen. Damit habe ich mich am Ende meiner Ausbildung zur Heilpädagogin eingehend auseinander gesetzt. Meine Diplomarbeit trug den Titel: "Medienkindheit". Aus dieser Arbeit werde ich unter der Rubrik "BLOG Digitalkids" einiges veröffentlichen, das mich damals wie heute sehr zum Nachdenken angeregt hat. Ganz besonders die Tatsache, dass es heute eine unreale Welt mitten in der realen gibt, welche viele Kinder und Jugendliche (auch ältere Semester sind davon betroffen) sehr viel lieber aufsuchen, als die Welt, in der alles Hände und Füsse, Ursache und Wirkung, Freiraum und Grenzen hat ... Diese unreale Cyber-Welt scheint ein magisches, verführerisches Paradies zu sein, in dem sich gar viele verirren. Mit Paradies hat das allerdings absolut nichts zu tun ...

 

Wir treffen uns wieder bei "BLOG Digitalkids"! Bald wird dort der erste Beitrag zum weitläufigen Thema "Medienkindheit" zu lesen sein.

 

Ich verziehe mich jetzt wieder hinaus in die wunderschöne Natur. In die reale Welt also - dorthin, wo meine geliebten Babyblättchen innert Kürze stattliche Pubertierende geworden sind. Sie brauchen noch ein wenig Aufmerksamkeit - und ich einige Momente dankbaren, Glücklichseins mitten in vielen Frühlingswundern ...

Kommentar schreiben

Kommentare: 0