Die Sache mit dem Blutmond
Das war schon ein Erlebnis! Vordergründig nichts Umwerfendes – dann aber ...
Gefährte und ich entschlossen uns, vergangenen Freitag-Abend aus dem engen Tal in die Höhe zu fahren, um das Aufsteigen des angesagten roten Mondes ungehindert miterleben zu können. Gefährte wählte als Aussichtspunkt ein abgelegenes, hübsches Dörfchen im Prättigau: "Furna" sollte der Ort unseres Erlebnisses werden. Dort angekommen, fing es sehr erfreulich an! Das halbe Dorf sass bei der Werkhalle beisammen und die Talkapelle empfing uns gleich mit herzerwärmender Blasmusik! Sie bliesen nicht dem Mond zu ehren. Ihr Fest fiel zufällig mit dem Blutmond-Abend zusammen.
Als die Musik zu spielen aufhörte, suchten wir in Begleitung vom aufgeregt rumschnupperndem Pooh nach einem geeigneten Plätzchen, von wo aus wir in Ruhe und mit bester Aussicht mondwärts blicken konnten. Pooh liebt neue Orte – und Düfte über alles!
Inzwischen war 21.30 schon vorbei, und am Himmel schwebten da und dort einige Cumulus-Damen. Wir rateburgerten, wo denn der Sondermond von hier aus betrachtet aufsteigen würde? Mit Gefährtes wolkenfreier Option ging ich nicht einig.
„Nein, ich glaube der Mond steigt dort, exakt hinter der grossen Cumulus-Wolke auf. Meist, wenn am Himmel ein paar Wolken thronen, verstecken sie den Mond perfekt hinter ihrem Schleier, so als wollten sie Mondsüchtige noch ein bisschen auf die Folter spannen ...“
Es dauerte. Am Himmel tat sich weiter nichts. Von Wetterleuchten und Helikopter-Gedröhn mal abgesehen. Aber wir wollten doch den Blutmond sehen! – Und dann plötzlich stieg exakt hinter meiner vermuteten Cumulus-Dame der erwartete Mond auf! Wolke und Mond schienen noch ein wenig Fangen zu spielen, aber man konnte schnell feststellen, dass der Mond heute einen ganz anderen Schlafanzug trug, als üblich! Beinah etwas erbärmlich sah er aus. Brockenhaus-ähnlich. Richtig abgemattet jedenfalls. Ja, die orangene Farbe konnten wir erkennen. Je dunkler es wurde, umso besser. Aber alles in allem sah dieses Mondschauspiel irgendwie jämmerlich aus! Mit Teleskop wär's bestimmt was Anderes gewesen. Hätte ich nicht gewusst, dass mit unserer Nachtleuchte alles in Ordnung war, ich hätte bei dessen Anblick vielleicht einen Schreck bekommen.
„Hallo Mond! So unlustig heut Abend? Weshalb ist dir bloss das Leuchten vergangen? Bist du krank? Was fehlt dir?“
Ja, genau das war’s, wie der Mond auf mich wirkte, total krank!
Aber dann, mit einem Mal, war es das funzlige Monderlebnis, welches mich jäh erleuchtete, innerlich! Und ich schrieb jener lieben Bekannten, die mich auf das Ereignis aufmerksam machte, per WhatsApp folgendes:
„Wir sehen ihn! Er sieht orange aus, aber nicht richtig Vollmond. Und es fehlt ihm die Leuchtkraft. Er sieht richtig krank aus, der Mond! Wen wundert's, bei Mondfinsternis. - Spannendes Gleichnis: Wenn wir Menschen uns nicht voll vom Licht Jesu (unsere Sonne) beleuchten lassen – sind auch wir nur eine schwache „Pfunzel“, statt ein helles Licht in dieser Welt!“
Ob wir leuchten oder nicht, hängt nicht vom Alter, vielmehr von einer bedeutenden Entscheidung ab. Jeden Tag neu. Wollen wir's halten wie der Mond allermeist, der reflektiert, was die Sonne ihm in grosser Treue an Leuchtkraft schenkt? Dann müssen wir möglicherweise ein paar Hindernisse aus dem Weg räumen, damit uns unsere Sonne ungehindert beleuchten kann. Ansonsten könnte es sein, dass wir unvermutet plötzlich ziemlich krank aussehen. Nur noch ein flackerndes Licht, vom Erlöschen bedroht.
Oh, ich kenne das Flackern, kenne die Sorge, der nächste Windstoss könnte das Licht meines Glaubens und Lebensfundaments zum Erlöschen bringen. Da ist mir das Versprechen, das Gott uns macht, sehr tröstlich:
"Den glimmenden Docht wird Er nicht auslöschen!" (Jesaja 42/3)
Auch die schwache "Pfunzel" am Himmel hat Er freitags nach 103 Minuten wieder zum vollen Leuchten gebracht!
Oh ja, ich will mein ganzes Wesen in die Sonne halten. Dieses Wollen ist genug. Und zwischendrin ist halt wieder mal Leermond - und dann und wann Blutmond dran. Nur für kurze Zeit ... Gnade.
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