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Uneuropäische Liste

Was hat mir doch Gefährte heute für einen wunderschönen Morgen beschert – nachdem er mich fragte: „Und, wie sieht denn eine „TO-BE-Liste“ aus?“ Das war die ultimative „Frage des Tages“, die sich vielleicht auch der eine oder andere ADVENTSkalender-Leser gestellt hat? Wie oft hat mir Gefährte schon im richtigen Moment die richtige Frage gestellt!? Auch, als es ums Heiraten ging, damals vor 30 Jahren ...

 

„So eine gute Frage, die mit der Liste! Die will ich unbedingt beantworten, Liebster!“, erklärte ich ihm kurz entschlossen. Doch zuerst war das gemeinsame Frühstück dran. Ferienbeginn für Gefährte! So ein Geschenk, dass es kein einsames wurde. Das mit dem Apfelpflücken sitzt uns noch in den Knochen ... Wir genossen heute zum Ferienbeginn feines „Apfelmüesli“ – von Gefährtes gepflückten Früchten! Und ich genoss auch Gefährte - noch herzhafter als die Äpfel!

 

Dann aber ging’s los mit meiner besonderen, uneuropäischen Liste ... Fast alles, was ich dazu verwenden konnte, fand ich mühelos auf oder in meinem Schreibtisch liegen. Ohne lange zu überlegen, ramüsierte ich das Brauchbare zusammen und begann mein kleines Werk, bis und mit „Foto-Session“. Und nach und nach wurde sie geboren, meine „TO-BE-Liste“! Oh ja, die sieht den „TO-DO-Listen" alles andere als ähnlich ... Selige zwei Stunden waren das! Gebe gerne zu, dass der Verstand nicht ganz mitkam. Bezweifle, dass es meiner war. Er schüttelte nur immer wieder heftig den Kopf (nach dem Kopf kommen bei ihm bereits die Beine, leider eben - deshalb hat das Herz keinen Platz) und fing zu intervenieren an:

„Also, das ist ja wieder nicht zu fassen, womit du deine kostbare Zeit "verplämperst" ...! Andere verdienen in dieser Zeit locker 180 Sfr. - und du TUST einfach nichts, malst nur ...!“

Aber das kenne ich längst. Der Verstand rechnet fast immer - und fast nur. Ich lass ihn reden. Der ist einfach noch nicht hinters tiefere Geheimnis des Glücks gekommen. Mein Herz, das nicht ohne Verstand ist, versucht es ihm immer wieder zu zeigen. Bisher ohne schlagenden Erfolg. Denke, VORLEBEN bringt auf Dauer mehr. Nur Geduld. Verwandeln ist nicht meine Sache.

 

Während ich mit meiner „TO-BE-Liste“ beschäftigt war, wurde mir tiefer als bisher klar: Ich bin definitiv eine „TO-BEerin“! Nicht, dass ich nie was „to do“ hätte! Selbstverständlich! Tun gehört zum Leben, unbedingt. Aber alles in allem messe ich dem „TO-BE“ den höheren Stellenwert ein als dem „TO-DO“. Behaupte ich doch: Inmitten von „TO-BE“ wird oft erstaunlich klar, was es als nächstes „to-do“ gibt - und genauso, was eben nicht ... Das scheint mir nicht selten noch viel wichtiger zu sein!

 

Auf „TO-DO-Listen“ sind Zahlen normal. Punkt für Punkt wird zählend notiert. Und wenn der eine „TO-DOer“ abends tief befriedigt feststellt: „Wow, ich habe heute 99 Punkte geschafft!“, dann kommt bestimmt der andere auf ihn zu und prahlt: „Wower, bei mir waren’s 100 ...!“ To-Do-Listen sind heimliche „Konkurrenz- und Bewunderungsträger“, „Leistungsdrücker“ auch ... Ich finde, das tut uns und unseren Beziehungen nicht gut. Aber klar, das ist Ansichts- und Weltsichtssache.

 

Auf einer „TO-BE-Liste“ gibt es keine Zahlen. Es ist nicht wichtig zu erinnern, wie viele „TO-BE’s“ man heute geschafft hat. Wichtig ist einfach: TO BE, wo immer man gerade ist. Heisst nicht, dass man dabei nie was tut. Oh nein! Doch man tut es aus dem „TO-BE“ heraus ... Was für eine unbeschreibliche Lebensqualität. Was für eine wachsende Liebesqualität obendrein. Das hat auch Maria entdeckt. Ich meine jetzt nicht jene, die übermorgen Abend eine wichtige Rolle haben wird. Ich denke an eine andere wahre Geschichte aus ihrer Zeit. Die Story von Maria und ihrer Schwester Marta. Wenn ihr wissen wollt, was Jesus Marta riet – sie hätte gut zu uns westeuropäischen „TO-DOern“ gepasst – könnt ihr es leicht hier nachlesen: LUKAS 10/38-42

Dort könnt ihr auch erfahren, was Jesus über Maria erzählte. Westeuropa könnte wohl dazulernen. Nein, es ist keine Weihnachtsgeschichte. Sie passt wunderprächtig in den Alltag. Also zu heute oder morgen. Danach wenden wir uns ja Weihnachten zu. Aber wenn wir von der Geschichte lernen, könnte es künftig in unserem Alltag da und dort etwas mehr Weihnachten werden. Ich denke an einen Alltag mit mehr Wärme, mehr Freude, mehr Frieden, mehr Begegnung von Herz zu Herz ...

 

Also, wer bis heute noch kein Weihnachtsgeschenk für seine Lieben gefunden hat – in der Geschichte von Maria und Marta liegt ein herausragendes kostenlos verborgen, wenn wir es richtig anwenden: Sich verwandeln lassen von einem TO-DOer in einen TO-BEer, durch jenes Kind, das den Weg von der Krippe bis zum Kreuz gegangen ist ... Bin so sicher, dass es bei jedem Bereitwilligen von Herzen gerne ans Verwandeln geht! Eigenhändig hierin Veränderung anzustreben ist viel zu anstrengend - und zu oft erfolglos!

 

Erst kürzlich habe ich als „TO-BE-Listen-Fan“ eine wunderschöne Erfahrung gemacht. Übrigens: Ich schreibe "TO-BE-Listen" in aller Regel ins Herz, nicht auf Papier. Und das war meine Erfahrung:

In meiner Mailbox landete eine völlig unerwartete Nachricht von einer Elise – ich glaube, sie ist auch „TO-BEerin“ ... Doch so gut kenne ich sie gar nicht. Aber ich ahne das. Sie sandte mir ein Dankesschreiben, verpackt in einen Weihnachtsgruss. Elise schrieb:

Die Begegnung im Sprudelbad ist mir noch gut in Erinnerung. Die Freude über Dein unverhofftes Geschenk hat mir solch Freude gemacht.  Nochmals lieben Dank.“ 

Ich sass vor dieser Nachricht, freute mich sehr daran und überlegte: „Moment, wo hab ich wieder mal was verschenkt? IM Sprudelbad sicher nicht. Wäre ja nass geworden ... Oder meint Elise mein Herz? In welchem Sprudelbad war das wohl? Und mit einem Mal war alles wieder da! Auch die quicklebendige, so sympathische Elise stand jäh vor meinem geistigen Auge, der ich nur kurz dort oben in den Berner Alpen begegnet bin. Am längsten im Sprudelbad! Es war eine so herrliche Sprudelbad-Unterhaltung mit viel „TO-BE-Gewürz“, die wir zusammen genossen! Dass ich ihr dann auch noch eine Geschichte schenkte, eine zum mit nach Hause nehmen, kam mir erst ganz langsam wieder in den Sinn, weil sie davon schrieb. Das ist das Wunderschöne für uns TO-BEer: Wir wissen oft nicht mehr, was wir aus dem „TO-BE“ heraus wo überall ausgeteilt haben ... Es geht im Leben nicht ums Zählen und nicht ums Festhalten. Es geht ums Loslassen – und darin ... Aber halt, jetzt greife ich dem Adventstürchen von morgen vor! STOPP!

 

Dann also bis morgen – beim ADVENTSkalender! Fröhlichen Abend noch! - Falls noch jemand eine berührende Geschichte vorlesen oder lesen möchte - ich hätte eine abzugeben. Man darf sich bei mir per Mail melden (siehe Kontakt), dann sende ich sie zu 😊, wirklich!

 

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