Es war mal wieder ein Telefonat von der Sorte: „Guten Tag – wenn Sie ... dann drücken Sie bitte Taste 1. Wenn Sie aber ... dann drücken Sie bitte Taste 2. Sollten Sie lieber ... - usw.!“ Bis zu Taste 9 bin ich noch nie gekommen. Gott sei Dank!
Wir mussten unseren Internet-Router wechseln. Keine Ahnung weshalb. Von irgendwo oben verordnet. Das versuchte ich gestern Morgen zu erledigen – und dann ging gar nichts mehr. Auch nicht Taste 1 oder 2 ... Ganzes Internet, inklusive Telefonanschluss gestorben! Im Geschäft erklärte man mir dann nachmittags, ich müsse ihre „Hotline“ in Anspruch nehmen. Dort werde dann jemand die Registratur des neuen Geräts vornehmen können. Endlich wusste ich, worum es überhaupt ging. In der Welt der Technik tätige ich seit geraumer Zeit so vieles, ohne jeden Durchblick zu haben, WAS eigentlich. Tasten drücken eben – und fremdsprachig klingende Worte repetieren, die ich nicht wirklich füllen kann. Für junge Menschen normal. Ich bin eben nicht mehr jung.
Also ging ich heute Nachmittag dahinter, die empfohlene Hotline anzurufen. Eine junge, nette Dame, ca. 25, meldete sich nach meinem langen „Tasten-drück-Tanz ...“ und ging nach meiner Erklärung engagiert an ihre Aufgabe. Doch so easy, wie man es mir im Geschäft schilderte, funktionierte es dann doch nicht. Die junge Frau nahm Anlauf um Anlauf, stets sehr in der Ruhe und nur deshalb leicht im Stress, weil sie dachte, mir könnte die Geduld ausgehen.
„Ach, seien Sie meinetwegen ganz unbesorgt“, sagte ich, „ich habe Zeit und muss nur tun, was Sie mir sagen.“ Hat sie voll entlastet. Irgendwann ging ich dann – mit der Dame am Draht - in die Küche, um mir einen Tee zuzubereiten.
„Wenn es bereits möglich wäre, Ihnen einen Tee durch die Glasfaser-Leitung zu schieben, würde ich das jetzt gerne für Sie tun“, kündigte ich der Fachfrau an. Sie war spürbar berührt von diesem Gedanken und bedankte sich.
„Na ja, bis jetzt leider noch nicht möglich. Aber wenn es möglich wäre, wäre es langsam beängstigend“, erwiderte sie. „Aber warten Sie’s ab, vielleicht kommt das noch, Sie werden sehen!“
„Nein“, sagte ich, „ich glaube, da wird Gott vorher zurück auf unsere Erde kommen. Alles wird Er sich von uns Menschen nicht gefallen lassen, vermute ich. Auch zu unserem Schutz nicht.“
„Meinen Sie?“, erkundigte sich zu meinem Erstaunen die junge Frau interessiert. Hätte eher mit Ignorieren gerechnet.
„Ja, das glaube ich.“ erklärte ich.
„Dann sind Sie in diesem Falle streng gläubig?“, wollte sie wissen.
„Ich würde sagen, ziemlich entspannt gläubig“, lachte ich. „Finde es nur schade, dass heute viele Menschen kaum mehr Zeit und Raum finden, sich über tiefere Fragen des Lebens Gedanken zu machen, weil sie fast ununterbrochen auf Achse sind“, ergänzte ich.
Die junge Frau pflichtete mir erstaunlicherweise bei, und es entwickelte sich über rund 10 Minuten hinweg ein richtig feines Gespräch, deutlich unter der Oberfläche des Lebens. Ich war völlig überrascht und gleichzeitig sehr ermutigt, mit natürlichem Bezeugen meines Gottes weiterzufahren. Meine Gesprächspartnerin stellte mir ein paar spannende Fragen und erzählte mir auch, was sie an dieser schnellen Zeit beschäftigt. Zwischendurch dachte ich:
„Oh, da wird wohl unseretwegen ein weiterer Kunde sehr lange beim Tasten-Tanz hängenbleiben!“
Irgendwann meinte die junge Fachfrau, dass wir nun langsam wieder zu unserem Router zurückkehren müssten ... Ich musste lachen. Recht hatte sie. Hätte fast vergessen, weshalb wir uns eigentlich am Draht trafen. Nach diversen Anläufen und kreativen Ideen der jungen Frau gelang es ihr dann, alles funktionstüchtig hinzukriegen, inklusive eines zusätzlichen Telefonanschlusses für mein Büro-Stübli. Dieser hat ihr ziemliches Kopfzerbrechen bereitet. Aber sie hat’s hingekriegt. Châpeau.
Schliesslich wurde es Zeit für die Verabschiedung – und da sagte die junge Frau doch ganz spontan:
„Das Gespräch mit Ihnen war sehr interessant! Vielen Dank dafür ...!“
Es kamen mir fast die Tränen. Mir wurde bewusst: Hätte ich zurückhaltend geschwiegen, hätten sie und ich etwas Wertvolles verpasst: ein spannendes Gespräch über Gott und die Welt - zwischen zwei Generationen.
„Wenn Sie mal Zeit haben und es Sie interessiert, empfehle ich Ihnen, mal eins der Evangelien im Neuen Testament zu lesen. Dort läuft was und dort erfahren Sie, was sich Jesus zu uns Menschen für Gedanken macht. Wählen Sie zum Beispiel das Johannes-Evangelium. Es ist interessant.“
Sie hörte zu und bedankte sich für diesen Hinweis. Nun will ich sie dem, der sie ausgedacht hat anbefehlen. Denn jetzt ist Er dran.
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