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Begegnung mit Gott

Wieder einmal kam Frömmchen des Weges und traf auf Rebellchen, das wie immer viel zu erzählen hatte. Vor allem darüber, was es im letzten Jahr so alles mit Gott erlebt hatte.

«Was du bloss immer für ‘Begegnungen mit Jesus’ hast!», stellte Frömmchen fest, und es klang fast ein wenig neidisch. Oder bezweifelnd, das war Rebellchen nicht ganz klar.

«Du doch auch», antwortete Rebellchen, «Du nimmst solche Begegnungen oft einfach nicht wahr ...»

«Ach weißt du», gab Frömmchen zu bedenken, «wir haben das Wort, und das genügt.»

«Ja, das haben wir, und was für ein Segen ist es, dass wir die Bibel haben und darin lesen können!», pflichtete Rebellchen bei. «Nur habe ich dort drin zum Beispiel noch keine Antwort auf die Frage gefunden, ob wir nach dem frühen Tod unseres geliebten Vierbeiners wieder einen Hund in unsere Familie aufnehmen sollen oder nicht ...? Und das würde mich echt interessieren. Für viele konkrete Fragen, die wir haben, finden wir keine konkreten Antworten in der Bibel, die immer unsere Richtschnur, unser Kompass, bleibt.»

 

Aus diesem Anfang könnte man eine ganze Geschichte schreiben, vermute ich doch, dass Rebellchen den Nagel auf den Kopf getroffen hat, wenn es sagt: «AUCH DU HAST EINE MENGE BEGEGNUNGEN MIT GOTT, DOCH VERMUTLICH NIMMST DU SIE EINFACH NICHT WAHR. SIE SIND DA, ABER SIE ZIEHEN SO OFT UNBEMERKT AN DIR VORBEI.» Und darüber will ich jetzt nachdenken.

 

Persönlich glaube ich, dass unsere Vorstellungen davon, WAS eine Begegnung mit Gott ist, nicht gering mitentscheidet, ob wir solche Begegnungen haben oder nicht. Gehen wir davon aus, dass eine Begegnung etwas ist, das sich immer von sichtbarem Angesicht zu Angesicht abspielt, warten wir vielleicht ein Leben lang vergeblich auf konkrete Begegnungen mit Gott. Damit sage ich nicht, solche Begegnungen würde es nicht geben. Nur, dass ich eine solche noch nie erlebt habe. Viele Moslems zum Beispiel schon. Der ‘weisse Mann’ ist vielen bekannt. Nicht bloss vom Hörensagen, sondern von echten Begegnungen mit Jesus. Wie nun können wir Jesus etwas weniger spektakulär und doch genauso echt begegnen?

 

Gehen wir DAVON aus, dass seit Jesu Rückkehr in den Himmel in jedem Nachfolger Jesu der Heilige Geist wohnt – nicht um dort ein Leben lang den Schlaf des Gerechten zu geniessen – sieht es plötzlich ganz anders aus. Wir wissen: Gott ist ein Gott der Beziehung, und also auch der Kommunikation. Er sehnt sich regelrecht nach Kommunikation mit all seinen Menschen. Schliesslich ist Er ihr Schöpfer und an jedem einzelnen Menschenleben von Herzen interessiert. Der Heilige Geist in uns steht von morgens bis abends in den Startlöchern, um uns Gelegenheiten zu schenken, mit Ihm ins Gespräch zu kommen, uns zu begegnen. Ganz persönlich. So ist es wahrhaftig wirklich! Nur wer es im Herzen glaubt und damit rechnet, nimmt solche Begegnungen auch wahr. Es ist eine Leidenschaft des Heiligen Geistes, uns für Fragen, die wir bewegen, mitten in unserem Alltag klare Hinweise zu geben, wie sie gelöst oder angepackt werden können. Und da ‘Beziehung’ nun mal keine Einbahnstrasse ist, genügt es einfach nicht, dass nur der Heilige Geist in den Startlöchern für Begegnungen mit uns ist. Eigentlich gibt es für Ihn praktisch keinen Augenblick, in dem Er uns nicht begegnen könnte und wollte, vorausgesetzt ... Ja, vorausgesetzt was?

 

Das hat mit unserem täglichen Umgang mit Gott und Seinem Wort zu tun. Ja, Frömmchen hat Recht, die Bibel zu lesen ist eine wichtige Sache, aber nicht die einzige in Beziehung zu Gott. Sie bleibt der Kompass, an dem jede Begegnung geprüft werden soll.

 

Ist es nicht so: Je mehr Zeit ich mit JESUS verbringe, desto besser lerne ich Ihn kennen. Das ist in jeder Freundschaft oder Ehe unter Menschen so. Und wenn Gott dann in meinem Alltag auf eine ziemlich unerwartete Weise aufkreuzt (das Unerwartete liebt Jesus ganz besonders) UND ICH DANN BEISEITE TRETE, UM DARÜBER NACHZUDENKEN, WAS DA GRAD ABGELAUFEN IST, KANN ICH ERKENNEN: OH, DAS WAR ER! DAS WAR JESUS! Wenn ich mich danach ausstrecke zu erfahren, welches der Absender dieser ungewöhnlichen «Begegnung» war - Mr. Zufall oder eben Gott - schenkt Er mir eine zunehmende Sicherheit, dass ER es war, wenn wirklich Er es war! Weil die Begegnung so ganz und gar Seinem Wesen, Seinem Herzen, wie ich es im Wort Gottes kennenlernte, entspricht. Ja, wenn ich mein Leben in bewusster Freundschaft mit Jesus verbringe, diese Freundschaft pflege und in ihr wachse, dann wächst automatisch auch meine Sicherheit, Jesus und das Wirken des Heiligen Geistes in meinem Alltag zu erkennen. MEINE WACHSENDE GOTTESSICHERHEIT IST ALSO EINE FRUCHT MEINER FREUNDSCHAFTSPFLEGE MIT JESUS, durch welche die Wahrnehmung Seiner Gegenwart – genauso der Gegenwart der dunklen Mächte – immer klarer, immer deutlicher wird. Damit sage ich nicht, dass ich mich in Sachen ‘Begegnungen mit Jesus’ nie mehr täuschen würde oder könnte. Aber immer weniger, und das ist so sehr erstrebenswert. Mehr als das: So wird das Leben an der Seite Jesu einfach extrem spannend und überwältigend. Frömmchen scheint das noch nicht entdeckt zu haben. Vielleicht auch deshalb nicht, weil seine Vorstellungen vom Glaubensleben in einer recht kleinen, fertig geformten Box stecken, die lebendiges Leben und echte Freundschaft mit Gott so sehr behindern oder blockieren. Diese Box trägt einen Namen: Religion. Und sie ist, bei Licht besehen, das pure Gegenteil von Freundschaft mit Gott. Religion ist berechenbar, daher so was Ähnliches wie «Mathematik». Freundschaft nicht. Freundschaft überrascht immer wieder neu – erst recht jene mit Jesus Christus. Die Wurzel der Freundschaft ist Liebe und Wahrheit. Das liebe ich, Ihn liebe ich – auch wenn ich nicht immer mit jeder Überraschung, die Jesus mir ins Leben legt, auf Anhieb zurechtkomme. Und ich behaupte auch nicht, ich würde jede Begegnung mit Ihm, die Er geplant hat, wahrnehmen. ABER ICH BIN UNTERWEGS, IMMER MEHR DAVON ZU ENTDECKEN UND MICH KINDLICH DRAN ZU FREUEN. Das wünsche ich jedem Leser von Herzen. 

 

Gerade hat sich nochmals Frömmchen eingeklinkt:

"Und - hat dir der Heilige Geist in einer Begegnung deine Frage nach dem Hund jetzt schon beantwortet?", wollte es mit etwas spitzer Zunge wissen.

"Ob du es glaubst oder nicht, Jesus ist mir an völlig unerwarteter Stelle damit begegnet ... Aber darüber ein anderes Mal mehr."

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