OFFENER BRIEF an unsere Bundesrätin KARIN KELLER-SUTTER
Werte Frau Bundesrätin Keller-Suter
Gerade habe ich Ihre Rede der Medienkonferenz vom 22. Juni 2021 zum Thema «Ehe für alle» aufmerksam gelesen, und so gerne würde ich mich jetzt mit Ihnen in einem gemütlichen Café in eine stille Ecke setzen, um zusammen ein paar gewichtige Fragen zu diesem Thema zu bewegen. Ist natürlich utopisch, aber so ergeht es mir, nachdem ich Ihre Gedanken gelesen habe, hinter denen der Bundesrat bedenkenlos steht. Ich bin überaus nachdenklich. Um ehrlich zu sein, wenn ich daran denke, was ein Ja zu «Ehe für alle» schliesslich mit betroffenen Kindern – und damit mit unserem Staat - machen würde, bin ich ganz einfach tief traurig. Als Adoptiv- und Pflegemutter rede ich nicht zum hohlen Bauch heraus. Ich kenne das tiefe Leiden von Kindern mit unsicheren Identitäten aus nächster Nähe, das sich nicht nur auf ein paar Jahre beschränkt. Darüber hinaus spricht die heutige Neuro-Biologie eine klare Sprache, wie grundlegend wichtig eine sichere und klare Identität für Kinder ist. Dies aber wäre durch ein Ja zu «Ehe für alle» für die meisten davon betroffenen Kinder nicht gewährleistet. Das können wir also im Voraus wissen. Werte Frau Bundesrätin, es fällt mir schwer zu glauben, dass es wirklich Ihre tiefe Überzeugung und die unserer ganzen Regierungsspitze ist, dass ein Ja zu «Ehe für alle» zur Förderung und Stabilisierung unserer Gesellschaft führen würde. Aus vielen Gründen bin ich tief davon überzeugt, dass sich in unserer Nation dadurch ein noch grösseres familiäres Chaos ausbreiten würde, als wir es schon haben.
Denken Sie also nicht, ich würde mit zwei blinden Augen auf die ungefähre Gesamtsituation unserer heterosexuellen Familien, auch jenen, denen ein Ehebund zugrunde liegt, blicken. Auch dort wird Kindern oft einiges an überforderndem Leid zugemutet. Auch dort ist ohne Zweifel so manches Wiederherstellungs-bedürftig. Beziehungspflege ist und bleibt die grösste Herausforderung für uns Menschen. Doch allermeist entstand das Leid in diesen Familien nicht vorsätzlich, sondern durch Überforderungen, wie sie im Laufe eines Lebens eben auf uns Menschen zukommen können. Das ist der ganz grosse Unterschied zur Idee, «Ehe für alle» gesetzlich zu installieren! Denn mit dieser Zustimmung würden wir im vollen Wissen dazu beitragen, dass vielen Kindern überaus komplexe Identitäts-Geschichten zugemutet würden, die aufgrund eines Begehrens gleichgeschlechtlicher Partner auf unnatürliche Weise konstruiert werden müssten. Was dies alles heisst, sowohl fürs mögliche Kind, als auch für die austragenden Frauen, zeichnet uns die Bioethikerin Susanne Kummer, Wien, in einem Vortrag vom 29. 06. 2021 auf Radio Maria in betroffen machender Klarheit vor Augen.
Ausserdem trüge das Ja zur «Ehe für alle» höchstwahrscheinlich zu einer zunehmenden inneren Gesamtverunsicherung aller unserer Kinder bei, wo es um zentrale, über Jahrhunderte klar definierte Lebensinhalte geht, die plötzlich beliebig würden. Für Kinder würde immer unklarer:
• Was ist eine Familie?
• Was ist eine Ehe?
• Wie werden Kinder ins Leben gerufen?
• Weshalb wachsen junge Kätzchen nie bei zwei Katern auf?
Nun, diese letzte Frage könnte schliesslich zur Entwirrung der grossen Verunsicherung fragender Kinder führen, wer weiss? Denn die Biologie lässt sich auch dann nicht umschreiben, wenn wir es mit Gesetzen tun.
Fest steht: Wir sind wirklich nicht Unwissende, was die allenfalls gesetzlich verankerte Ehe und damit die Familiengründung von gleichgeschlechtlichen Paaren gesellschaftlich für verheerende Folgen mit Domino-Effekt haben würde. Einiges mehr, als wir uns heute bereits vorstellen können, ahne ich.
Auch Sie werden nicht unwissend darüber sein, was die zweifelhafte technische «Herstellung» von Kindern, die kinderlose Paare glücklich machen soll, betrifft. Samenbanken betrachte ich grundsätzlich, auch für heterosexuelle Paare, als eine fragwürdige, grosse Konflikte generierende Erfindung des Menschen. Sie macht offensichtlich: Wir haben Kinder inzwischen zu Objekten, um nicht zu sagen «Kaufsartikeln», degradiert. Darüber empfinde ich tiefen Schmerz. Wir wissen es wirklich, dass wir Samenbank-Kindern ab «Zeugung» sehr komplexe seelische Entwicklungen zumuten. Es sind Kinder, die von irgendwoher bereits online bestellt und anderswo in einem Labor ins Leben gezwungen werden können, um dann an dritter Stelle eingepflanzt und ausgetragen zu werden, damit sie nach der Geburt entweder an dieser dritten, allenfalls sogar an vierter Station aufwachsen sollen ... Sei es mit zwei Müttern oder zwei Vätern zusammen. Jetzt würde ich einen grossen Schluck Kaffee nötig haben, wenn wir gemeinsam im Café sitzen würden. Müsste Anlauf holen, um Ihnen beherzt diese Frage zu stellen: «Kämen Sie damit wirklich locker zurecht, wenn Sie ein Kind mit einer solchen Geschichte wären?» Werte Frau Bundesrätin, geht diese verrückte, reale Entstehungs-Beschreibung wirklich spurlos an ihrem innersten Kern, Ihrem Herz vorbei? Oder muss man diesen Kern in einem Amt, das Sie bekleiden, vielleicht ein Stück weit einmauern, um es ausüben zu können? Vielleicht tue ich Ihnen unrecht? Vielleicht spüren auch Sie etwas davon, dass solch verschobenes Menschen-Machen jenseits jedes gesunden Menschenverstandes liegt? Darüber würde ich mich so gerne mit Ihnen unterhalten. Denn ich möchte gerne besser verstehen, weshalb wir bei dieser Abstimmungsvorlage so total konträrer Meinung sind. Kann einfach nicht glauben, dass es Ihnen möglich ist, die «Ehe für alle»-Fragestellung lediglich auf diesem Boden abzuwickeln: «Wir wollen eine Ungleichheit unter Erwachsenen beseitigen, die unerfüllte Wünsche haben». Dass exakt diese Beseitigung viele zusätzliche Ungleichheiten hervorrufen würde, scheint im Bundesrat nicht bedacht worden zu sein? Aber es ist doch offensichtlich: Durch das Ja zu «Ehe für alle» entstünden für Schulkinder neue, sehr sensible Ungleichheiten. Einige haben wir schon, und auch damit kommen noch lange nicht alle Kinder im Umgang miteinander auf faire Weise klar. Diese bestehenden Ungleichheiten sind nicht zu eliminieren. Das Leben steckt voller Wildheiten und Ungleichheiten. Bisher kommen in einer Schule Kinder aus folgenden Konstellationen zusammen:
Kinder, die
• Vater und Mutter
• nur Mutter
• nur Vater
• weder Vater, noch Mutter haben
Letztere trifft wohl das härteste Los. Adoptions-, Pflege- und Patchwork-Familien sind oben mal eingerechnet. In der Folge aber kämen noch Kinder dazu, die
• Vater und Vater
• oder Mutter und Mutter haben
Damit wären sie die neuen «Exoten», die neue Minderheit. Wollen wir das wirklich fördern? Denn es sind immer die Minderheiten, die weltweit unter Beschuss stehen. Egal, wie gross oder klein der Rahmen ist, in dem sie sich bewegen. Ich bin überzeugt, dass mit einem Ja zu «Ehe für alle» ein neues, höchst sensibles Gebiet von hartem Mobbing unter Kindern ins Leben gerufen würde. Das neue Gesetz würde zum Rückenwind dieser Entwicklung. Natürlich laste ich Ihnen nicht an, dass Sie für solches Mobbing wären. Nur ist leider vorhersehbar, dass das, was ich eben angekündigt habe, so eintreten würde. Da muss man kein Prophet sein; reiche Lebenserfahrung mit Menschen genügt.
Es ist und bleibt eine grosse Illusion, dass wir eine Gesellschaft heranbilden können, in der die meisten Ungleichheiten beseitigt werden können. Ich sage nicht, wir sollen das nirgends anstreben. Ich sage nur, dass der Versuch, gesunde Gesetze umzuschreiben, ein riskanter Holzweg ist. Eigentlich glaube ich auch nicht, dass das Beseitigen von Ungleichheiten ein primäres, geschweige denn erreichbares Ziel für die Menschheit ist.
WIE WIR ABER MINDERHEITEN UND BENACHTEILIGTEN IN UNSEREM ALLTAG WERTSCHÄTZEND BEGEGNEN KÖNNEN – DAS WÄRE DAS VIEL ZENTRALERE THEMA IN UNSEREN FAMILIEN, AN UNSEREN SCHULEN, LEHRPLÄTZEN, UNIVERSITÄTEN, IN UNSEREN FIRMEN UND GENAUSO IM BUNDESHAUS,
welches dringend vermehrt fokussiert werden sollte, statt uns für «Ehe für alle» einzusetzen. Für solche Herzensbildung bräuchte es grosses, beherztes Engagement. Wenn wir lernen, Minderheiten mit Achtung zu begegnen, statt sie in die Ecke des gefühlten oder vermittelten Minderwerts zu stossen, dann haben wir ein prioritäres gesellschaftliches Ziel erreicht, wie unvollkommen auch immer. Wenn wir nur DIESE Stossrichtung nicht mehr aus den Augen verlieren und mit vereinten Kräften auf diesem Kurs bleiben.
Woran liegt es wohl, dass wir uns in dieser brisanten und gewichtigen Gesellschaftsfrage nicht finden? Eine Erklärung habe ich vermutlich entdeckt. Kann es sein, dass es mit einem unterschiedlichen Kompass zu tun hat, an dem wir uns orientieren? Mein Kompass ist der Schöpfer des Menschen und von vielem mehr, dessen Nadel gestern, heute und morgen immer nach Norden zeigt. Daran ändert sich nie etwas. Damit meine ich, dass mein Schöpfer in grosser Treue und für alle Zeit zu Seinen gesetzten Werten steht. Das vermittelt Sicherheit und Orientierung und Hoffnung. Möglicherweise heisst Ihr Kompass Zeitgeist? Und seine Kompass-Nadel zeigt zu allen Zeiten in eine andere Richtung. Je nachdem, was dem aktuellen Volk grad zuvorderst ist. Ob ein Kompass allerdings noch ein Kompass ist, dessen Nadel so unstet wie der Wind ist, bezweifle ich. An der 'Olympiade für Orientierungslaufen' wäre er mit Sicherheit untauglich. Vermute sehr, dass ein solcher Kompass auch Regierende leicht in die Irre führt. Hat es mit unserem unterschiedlichen Kompass zu tun, dass wir in dieser sehr entscheidenden Ehefrage so uneins sind, oder tue ich Ihnen unrecht? Das wäre mir leid.
Wie dem auch sei, es nimmt mich auf jeden Fall sehr wunder, wie Sie sich die weitere Entwicklung unserer Nation vorstellen? Ob die oben erwähnte Ungleichheits-Palette alle paar Jahre weiter wächst dadurch, dass wir immer mehr gesunde Gesetze umschreiben werden, weil wir irgendwie entgleisten Erwachsenen im Zuge des Zeitgeistes immer noch strübere Ideen und Begehren entwickeln, mit denen sich betroffene Kinder - unsere Zukunft - dann irgendwie zu arrangieren hätten? Zum Beispiel mit Vater - Vater - und Vater? Oder Mutter - Mutter - und Vater etc.?
Werte Frau Bundesrätin Keller-Sutter, ich begreife einfach nicht, wie Sie von Beseitigung einer Ungleichheit reden können, wenn klar zu Tage tritt, dass allein schon auf der Ebene der Kinder ganz neue, erweiterte Ungleichheiten daraus hervorgehen würden? Übrigens auch eine unter gleichgeschlechtlichen Partnerschaften. Nur Frauen haben eine Gebärmutter. Wie wollen Sie diese gesetzte Ungleichheit beseitigen?
Verstehen Sie mich recht: Gleichgeschlechtliche Partnerschaften müssen in unserem Land ungestört möglich sein. Ganz egal, was in unserer Bevölkerung alles für Menschenbilder vorhanden sind. Deshalb haben wir vor wenigen Jahren als Land ja die Möglichkeit der eingetragenen Partnerschaft ins Leben gerufen. Doch dem Wunsch dieses Teils der Bevölkerung nach einer Änderung des Ehegesetzes nachzugeben, schiesst eindeutig über ein zu verantwortendes Ziel hinaus. Stimmlose Kinder würden die tragischen Opfer davon. Für sie trete ich in den Riss.
Sie erkennen, ich bewege unzählige Fragen zum Thema «Ehe für alle», die ich mit Ihnen gerne aufmerksam und doch entspannt in einer stillen Ecke eines gemütlichen Cafés diskutieren möchte. Denn ich bin von Herzen daran interessiert zu erfahren, wodurch Sie und Ihre Rats-Kollegen zur festen Überzeugung kamen, dem Schweizer Volk bedenkenlos zu raten, der «Ehe für alle» zuzustimmen. Glauben Sie mir: Auf diesem Weg würden wir uns als Nation an vielen Kindern nicht gering schuldig machen. Deshalb werde ich am 26. September mit grosser Überzeugung ein dickes NEIN einlegen, hoffend, dass noch vielen Stimmberechtigten entscheidende Lichter über diese Verirrung aufgehen und auch sie ein solches Nein aufs Herz gelegt bekommen.
Von meinem imaginären «Platz im Café» aus grüsst Sie sehr freundlich und ebenso nachdenklich,
Katharina Steiner
P.S. Noch ein nötiges Wort an Leser, die über eine Samenbank oder Leihmütter ins Leben gerufen wurden: Über Eurem Leben steht das grosse, unveränderliche, liebevolle JA Gottes, der allein Leben schaffen kann! Er hat Euch gewollt. Die Würde, die Er Euch gibt, bleibt in Eurem Leben von A bis Z unveränderlich bestehen. Ihr seid HERZSTÜCKE von Ihm. Unwürdig oder fragwürdig sind allein die Wege, die wir Menschen uns oft ausdenken und beschreiten, wenn wir an Grenzen stossen, die wir nicht bejahen wollen.
Gott ruft Euch mit Sicherheit zu:
"Mit ewiger Liebe habe ich dich geliebt; darum habe ich dich zu mir gezogen aus lauter Gnade." Jeremia 31/3
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